Die fantastische Welt der Ursi Hofmann
Das
ehrwürdige, alte Haus mitten in der Altstadt von Zofingen lässt jedes Herz
höher schlagen und verheisst von aussen bereits, was das Innere zu bieten hat.
Ursi Hofmann nämlich und ihr liebevolles, skurriles und stilsicheres Refugium.
Im Treppenhaus wird man nicht nur von ihr sondern auch von einem grandiosen,
ausgestopften Hirsch herzlich begrüsst. Hier wird klar, wie man die Spannung
bereits im Empfangsbereich ins Unermessliche steigern kann.
Zusammen
mit ihrem Mann Gögi, seines Zeichens Komiker und Verwandlungskünstler, wohnt
Ursi hier inmitten von Antiquitäten, Design-Klassikern, zeitgenössischer Kunst,
Flohmarktfundstücken und ein paar ausgestopften Tieren. Das man hier
Stopfgetier findet ist eigentlich erstaunlich. Immerhin ist Ursi Vegetarierin. Doch
sie stellt sich auf den Standpunkt, dass die Tierchen ja bereits über den
Jordan gegangen sind und die sterblichen Überreste es bei ihr jetzt schön haben
können, denn Ursi liebt Tiere. Wenn sie den Salat aus ihrem eigenen Stadtgarten
wäscht und am Schluss noch ein Ohrengrübler im Wasser rum schwimmt, dann rettet
sie ihn und lässt ihn frei. Sind die Ohrengrübler allerdings zu zweit
unterwegs, so werden sie mitsamt dem Wasser den Abfluss runtergespült. „Zu
zweit das dunkle Rohr hinunter ist bestimmt angenehmer und sie können sich
aneinander festhalten. Aber einem alleine möchte ich das nicht antun.“
Ursi
führt in Zofingen das Eventlokal „Alass“, das früher mal ein Kino war und heute
für Events jeglicher Art gemietet werden kann. Das Lokal wurde von ihr
eigenhändig umgebaut, renoviert und dekoriert. Hochzeiten, Geburtstage und Parties
jeglicher Art werden dort gefeiert und letzte Woche sogar erstmals eine
Abdankungsfeier. Ursi ist für alles gewappnet und betreut ihre Gäste mit
grossem Einfühlungsvermögen und Herzlichkeit. Ihren markanten Einrichtungsstil
findet man auch im Event-Lokal wieder. In der Garderobe wird man zum Beispiel
von einem Hund der ganz besonderen Art begrüsst.
Bei der
Einrichtung ihrer Wohnung ist es ihr wichtig, dass ihr Zuhause leicht, offen
und grazil wirkt. In dieser Haltung spiegelt sich ihre quirlige Persönlichkeit
und ihre Freiheitsliebe, die sie oft nach Indien führt, wo sie sich unter
anderem mit Stoffen eindeckt und immer wieder neue Stücke für ihre Sammlung
anatomischer Modelle findet. Ihr Stilmix macht vor keinerlei Ingredienzen halt.
In die Wohnung kommt, was ihr gefällt, ihr Freude bereitet und ihr Spass macht.
Sie hat eine grosse Palette. Hier gibt es venezianische Spiegel, antike
Madonnen, ein funktionierendes uraltes Telefon, 50er Jahre Tische und eine
riesige Sammlung alter Schaltplatten. Gögi darf übrigens bei der Einrichtung
auch mitreden und steuert durchaus seinen Teil an Kuriositäten bei.
In
dieser Zofinger Wohnung steckt viel Herzblut und Leidenschaft. Sie ist langsam
gewachsen, um mit der Zeit zu dem zu werden, was sie heute ist. Ein Ort, wo
Träume gelebt werden. Nur mit Musse und Geduld findet man Objekte und Möbel,
die man einfach lieb haben muss und die ganz und gar zu seinem eigenen
Lebensstil passen. Mit jeder neuen Errungenschaft, jedem neuen Kronleuchter,
jedem Bild, wächst das Wohlbehagen. Ursi‘s Umgebung strotzt nur so davon. Hier
herrscht Leichtigkeit, Helle und ein stetes Augenzwinkern.
Was
sie übrigens den Ohrengrüblern nicht zumuten will, das mutet sie sich auch
selbst nicht zu. Ursi fährt nicht mit dem Lift – viel zu eng, zu klein, zu
abgeriegelt. Als sie kürzlich in New York zusammen mit Gögi am Marathon
teilgenommen hatte (ein Überraschungsgeschenk von Gögi), danach physisch
komplett ausgelaugt ins Hotel kam, wollte sie ausnahmsweise mal den Lift
nehmen. Sie verpasste jedoch den Anschluss, d. h. Gögi, und alleine traute sie
sich dann doch nicht hinein. So marschierte sie also zu Fuss in den 32. Stock.
Dort angekommen, stellte sie fest, dass der elektronische Zimmerschlüssel nicht
funktionierte und Gögi zu keiner Bewegung mehr in der Lage war (so ein Marathon
ist eben kein Pappenstil). Ursi stieg 32. Stockwerke wieder hinunter, liess
sich einen neuen Schlüssel geben und stieg 32. Stockwerke wieder hinauf.
Ursi Hofmann |
Ursi
würde sich selbst nicht als exzentrisch bezeichnen, obwohl sie im gleichen
Atemzug davon erzählt, dass sie sich einmal im Jahr mit einer Gruppe von
Freunden trifft, um die eigenen Beerdigung zu besprechen. Man will voraus
schauen, realistisch sein, alles festgelegt und bestimmt haben und den
Nachkommen eine Hilfe sein. Wenn der Sensemann dann eines Tages anklopft, weiss
er, dass er bei der Abdankung Pink Floyd auflegen muss. Ursi ist ein Freigeist.
Erfrischend, eigenständig, liebenswert.
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