Nein,
Ameisen sind nicht wirklich ein Problem, sie sind höchstens eine kleine
Ablenkung von den angenehmen Dingen des Lebens unter freiem Himmel, die man mit
einem Finger weg schnipsen kann. Zwei bis drei solcher Tierchen muss man
natürlich in Kauf nehmen, wenn man sich auf einer grünen Wiese niederlässt, um
sich nebst dem vergnüglichen Bad in der Sonne oder gar im Fluss auch noch
einige Leckereien aus dem Delikatessen-Laden zu Gemüte führt. Hier gilt die
goldene Bio-Regel: Man muss sein Essen teilen. Für das Ungeziefer deponiert man
ein Stück Gänseleberpastete in angenehmer Entfernung und man hat den ganzen
Nachmittag seine Ruhe.
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Es
geht um das Picknick. Ein wunderbarer Brauch mit einer langen Tradition. Die
Griechen haben es getan, die Römer auch und sämtliche Jagdgesellschaften
ebenfalls. Die Franzosen haben es zum barocken, leicht dekadenten
Adelsvergnügen hochgestylt und Queen Victoria hat es im 19. Jahrhundert englisch-bodenständig
perfektioniert. Victoria fand das Speisen im Freien äusserst an- und aufregend
und weil sie mit ihrem Albert auch mal ganz alleine durchs Unterholz krabbeln
wollte, erfand ihre Dienerschaft den klassischen Picknickkorb, der eine Decke,
das Essen und das Geschirr enthält. Dieser konnte von der Königin selbst hoch
zu Ross mitgeführt werden und so war garantiert, dass weder die Zweisamkeit
noch die Stärkung danach zu kurz kamen.
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Die
Briten lieben es noch heute, draussen zu speisen. Beim berühmten Pferderennen
in Ascot zum Beispiel, gehört das Picknick einfach mit dazu. Da lümmelt der
Hochadel schon mal mit Frack und Riesenhüten auf der karierten Decke herum und
wedelt sich gelangweilt die Fliegen vom Lachsbrötchen. Die
bandscheibengeschädigte, ältere Generation lässt sich auf den mitgebrachten
Campingstühlen nieder und der Champagner wird vom Butler auf einem
Silbertablett gereicht. Die Regel ist: Keiner zu reich, um nicht mit einer
Wespe um den Kir Royal zu kämpfen.
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Man
sollte auch bei uns auf keinen Fall auf das Vergnügen eines Picknicks
verzichten und sich die Briten zum Vorbild nehmen. Ein bisschen Prunk und Pomp
darf da durchaus dabei sein. Man suche sich also ein nettes, wenn möglich einsames
Plätzchen am See. Örtchen, die mit dem Schild „Privatgrund“ gekennzeichnet
sind, eigenen sich besonders gut, denn hier traut sich sonst keiner hin. Es
lohnt sich, mit einer grossen Decke und weichen Kissen anzureisen, damit man
gemütlich in den Himmel hinauf schauen und Wolken zählen kann. Ein Sonnenschirm
darf ebenfalls nicht fehlen, denn er spendet Schatten und der Champagner wird
nicht so schnell warm. Das Essen sollte so vorbereitet werden, dass man es ohne
Besteck essen kann und es trotzdem appetitlich aussieht. Die Gläser sind nicht
aus Plastik und das Geschirr aus Porzellan. Jemand sollte irgendwann ein
schönes, langes Gedicht vorlesen und am Ende verzückt in die Runde fragen „Wem
gehört denn der Dobermann, der da auf uns zu läuft“.
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Ganz
egal ob zu Hause im Garten, beim Gemeinschaftsgrill am Waldrand oder auf dem
Campingplatz im Tessin – Adel verpflichtet, frische Luft macht hungrig und der
Butler hat immer im falschen Moment Zimmerstunde!
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