Freitag, 17. Februar 2012

Warum Sankt Valentin den Kopf verlor


Männer atmet auf! Ihr habt’s geschafft! Nach Weihnachtspflicht und Silvesterjubel habt ihr auch den unvermeidlichen Valentinstag hinter Euch gebracht. Ihr habt artig Blumen, Schokolade und Trompetengold verschenkt. Zum Dank haben sich Eure Damen in ihre Negligés gepresst, Kaviar aufgetischt und sich über die Rosen von Aldi gefreut. Bravo! Natürlich gab es auch dieses Jahr wieder die penetranten Verweigerer, die behaupten, dass sie selbst ohne Kommerzdiktat in der Lage sind, ihren Frauen Blumen nach Hause zu bringen. Ja genau. Alle fünf Jahre, wenn sie wieder Mal die Sekretärin verführt haben. Derweil sitzen die bedauernswerten Ladies dieser Spezies am Valentinstag mürrisch im Büro und versuchen sich selbst und ihre Umwelt erfolglos davon zu überzeugen, dass sie sich ganz und gar nichts aus überteuertem Grünzeug, Süssigkeiten oder Romantik per se machen, während ihre Kolleginnen schmachtend die Liebesbezeugungen ihrer Männer entgegen nehmen. Eins ist klar, diese Vernachlässigten werden noch wochenlang Kopfweh haben. Strafe muss sein. Und überhaupt: Wer ist eigentlich dieser verflixte Valentin?

Der Überlieferung nach war Valentin der Bischof der italienischen Stadt Termin, der sich einen Spass daraus machte, Soldaten zu verheiraten, die nach dem damaligen kaiserlichen Befehl unverheiratet hätten bleiben sollen. Dabei überreichte Bischof Valentin den frisch Verheirateten Blumen aus seinem Garten. Die Ehen, die von ihm geschlossen wurden, sollen ewig gehalten und viele Kinder hervorgebracht haben. Doch Kaiser Claudius II war nun mal kein Hippie und er wollte ums Verrecken Single-Soldaten, die War machten und nicht Love.  Er liess Valentin am 14.  Februar 269 aufgrund seines Ungehorsames und seines christlichen Glaubens enthaupten. So ging er als Märtyrer in die Geschichte ein und ist seither der Schutzpatron der Liebenden und der Floristen.  

Allerdings könnte durchaus auch ein fabelhafter heidnischer Brauch mit im Spiel gewesen sein, denn bereits in der Antike gedachte man am Vierzehnten Februar der Göttin Juno, der Hüterin der Geburt und der Ehe. Den Frauen wurden schon damals an diesem glorreichen Tag Blumen überreicht. Übrigens war Juno auch die Schirmherrin von Rom und ihr heiliges Tier war die Gans. Weshalb wohl klar sein dürfte, warum Damen beim Kaffeeklatsch noch heute schnattern.

Tippi Hedren PR Foto für "Die Vögel" von Alfred Hitchcock
Richtig Fahrt aufgenommen hat der Valentinskult allerdings erst im Mittelalter, als der englische Dichter Geoffrey Chaucer 1383 in seinem Gedicht „Parlament der Vögel“ beschrieb, wie sich das Geflügel am Valentinstag versammelt, damit jedes Huhn seinen Gockel fände.  Das Gedicht wurde an der Valentinsfeier am Hofe des Königs mit grossem Erfolg vorgetragen und seither turteln die Briten im Februar was da Zeug hält. Es ist eigentlich erstaunlich, dass die Liebe offenbar stets mit Vögeln einhergeht. Man verzeihe mir das übermütige Wortspiel.

Kommerziell wurde es dann ein paar Jahrhunderte später, als die Gattin des berühmtesten, englischen Tagebuchschreibers Samuel Pepys, Staatssekretär und Mitglied des Unterhauses, ihrem Mann 1667  einen Blumenstrauss zukommen liess, als Antwort auf einen seiner zahlreichen Liebesbriefe. Die Verbindung von Romantik und Blumengeschenken hielt unaufhaltsam Einzug in die vornehme englische Gesellschaft. Und weil es die oberen Zehntausend taten, so wollten natürlich auch die restlichen 99% nicht hinten anstehen. Diese Tatsache war es, die Sankt Valentin and the Blumenshops den ganz grossen Durchbruch brachte.

Die Briten haben die Tradition nach Amerika mitgenommen und die Amerikaner verbreiteten sie nach dem zweiten Weltkrieg auch im restlichen Europa. Sankt Valentin hat’s geschafft. Und zwar ganz ohne Facebook und Twitter. Er ist globalisiert, kommerzialisiert, nachhaltig und CO2 neutral. Er hat einen beispiellosen Brand und Love ist seine Message, seine Message ist Love. Gentlemen, Kameraden, Soldaten: Glaubt an die Liebe, huldigt ihr und macht Eure Frauen glücklich. Sie werden es Euch mit anhaltender Migränefreiheit danken.

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