Donnerstag, 26. April 2012

Landhaus Diva Portraits

Conny Scharfe: Geht nicht, gibt's nicht!

 

Es ist gar nicht so einfach zu finden, dieses Juwel auf dem Lande. Und genau das macht seinen Charme aus. Das umgebaute Riegelhaus liegt zwar in unmittelbarer Nähe zu Einkaufsmöglichkeiten, modernen Überbauungen und Autobahn und doch ist nichts davon zu hören oder zu sehen, wenn man vor dem Bauernhaus steht. Ringsherum gibt es nichts als grüne Weiden und sanfte Hügel. Es ist das perfekte Refugium für eine Landhaus Diva wie Conny Scharfe. 
Eingangsbereich mit Union Jack Schal
Conny hat alles, was eine Landhaus Diva auszeichnet: Weitsicht, Phantasie, Stilsicherheit, Humor und Biss. Sie hat ihr Zuhause sorgfältig mit ausgewählten Möbeln und edlen Accessoires eingerichtet. Dabei achtet sie darauf, dass die antiken Merkmale der Wohnung hervorgehoben werden, aber auch, dass ihre Vorlieben zum Tragen kommen und sie ihre Ideen umsetzen kann. Conny‘s zwei Katzen, zum Beispiel, kommen durch eine Katzenklappe im Fenster des Flurs in die Wohnung. Anstatt eine profane Katzentreppe zu benutzen, hüpfen die beiden Samtpfoten auf zwei Birkenbaumstümpfen unterschiedlicher Höhe vom Fenster zum Boden. Praktisch und trotzdem ästhetisch.
 
Kachelofen mit Ofenbank im Wohnzimmer
Die Wohnung lebt von der Geschichtsträchtigkeit, die ihr aus allen Poren quillt. Im Wohnzimmer steht ein grüner Kachelofen, der die 400 jährige Geschichte des Bauernhofes erzählt, welche in Reimen in die Kacheln eingeritzt wurde. Dort lässt man sich im Winter gerne auf der Ofenbank nieder und in der Küche steht noch der Holzofenherd, in dem Conny auch mal Pizza backt. Selbstverständlich gibt es nebst den altertümlichen Zeitzeugen auch alles, was der moderne Mensch braucht. Das Haus wurde vorbildlich renoviert und verfügt über jede Annehmlichkeit. Hier kann man sich wohl fühlen. Man kann die Seele baumeln lassen und im Sommer fantastische Gartenpartys schmeissen, was Conny gerne tut.

Detail im Wohnzimmer
Sie ist übrigens bekannt für ihre Hartnäckigkeit in Sachen Event-Organisation. Ihre Maxime ist: Nichts ist unmöglich. So schenkte sie ihrem Partner kürzlich eine Reise zum schottischen St. Andrews inklusive einer Runde Golf auf dem berühmtesten Golfplatz der Welt, wo man als normal-sterbliche Landhaus Diva eigentlich gar nicht hinkommt. Jedenfalls nicht zum Golfspielen, wie sie feststellen musste. Sie liess nicht locker, recherchierte unermüdlich und fand heraus, dass man ganz wenige Tee Times via Preisausschreiben gewinnen kann. Sie pokerte und gewann. Als ihr Partner sanft darauf hinwies, dass er gerne mit ihr zusammen auf St. Andrews Golf spielen würde, packte Conny einmal mehr der Ehrgeiz und sie schaffe dank intensivem Training und einer guten Portion Glück am Sonntag vor der Abreise ihre Platzreife, ohne die sie auf dem Golfplatz nicht zugelassen worden wäre.

Conny auf der Schaukel in ihrem Garten.
Conny passt mit ihrer Fröhlichkeit und Lust am Leben hervorragend in die ländliche Idylle, die ihr Heim zu bieten hat. Tagsüber geht sie in ihrem Beruf auf, dem sie im Herzen von Zürich nachgeht, ihre Ferien verbringt sie mit Leidenschaft in fernen Ländern, von denen ihr England das Liebste ist. Doch am Ende kehrt sie immer wieder zurück in ihr kleines Paradies, wo sie Ruhe und Energie tanken kann. Wo sie bei einem Glas Prosecco im Garten in den Erinnerungen an St. Andrews schwelgen und vom Tee bei der Queen träumen kann. Geht nicht, gibt’s nicht, oder Conny?


Wohnzimmer

Schlafzimmer mit Kuschelteddys

 

Ausblick vom Schlafzimmer
Jägerlampe im Esszimmer
Schuhschrank im Flur
Conny Scharfe




Freitag, 20. April 2012

Eine Frage der Würde


Copyright by Janet Hill www.janethillstudio.com
Voller Freude macht man sich für die bevorstehende Einladung zum Dinner bei neuen Freunden bereit. Zieht sich schön an. Achtet sorgfältig darauf, dass alles zusammen passt. Legt Make-up auf. Schlüpft in die fantastischen, neuen Schuhe, die perfekt zur letzte Woche gekauften Handtasche passen und das ganze Outfit komplettieren. Am Ausgang wird noch das Gastgeschenk geschnappt und schon ist man auf den Weg. Freut sich darauf, neue Leute kennen zu lernen, und ist etwas nervös, weil man auch den gutaussehenden Single-Mann treffen soll, der von den Freunden eingeladen wurde, weil man selbst auch gerade ohne Anhang ist. Die Vorfreude ist gross.

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Das Unheil beginnt, als der Treppenabsatz der besagten Wohnung ins Sichtfeld rückt. Dort stehen zwei Paar Herrenschuhe und ein Paar Damenschuhe vor der Türe. Da die Hoffnung bekanntlich zuletzt stirbt, denkt man sich ehrfurchtvoll, dass diese vorbildliche Familie eventuell so viele Schuhe besitzt, dass diese drei Paare einfach nicht mehr im Schrank Platz fanden. Dieser Hoffnungsschimmer erlischt, sobald die lächelnde Gastgeberin die Türe öffnet. Es ist nicht zu übersehen, dass ihre Füsse in hochgradig komfortablen Pantoffeln stecken. Sie trägt zwar ein hübsches Kleid, aber sie trägt dazu Hausschuhe, die wirklich wie Hausschuhe aussehen. Diese Hausdame begrüsst einen nun hocherfreut. Doch bevor man die heilige Schwelle übertritt, wird man darauf hingewiesen, doch tunlichst seine Schuhe draussen zu lassen, wegen des Schmutzes und des heiklen Parketts.

Ja sind wir denn in der Moschee? Oder in der Frauenbadi? Verlangt denn jemand von einem Gast, dass er seinen Pullover auszieht, weil dieser eventuell auf der Polstergruppe Fuseln hinterlässt, oder seine Hosen herunter lässt, weil es sein könnte, dass die Jeans auf die weissen Esszimmerstühle abfärben? Wer von seinen Gästen verlangt, dass sie sich für eine Dinner-Party ausziehen, sollte Einladungen besser ganz lassen. Und wer sich einen teuren Parkett leisten kann, sollte genügend Geld im Erneuerungsfond haben, damit er die High-Heel-Schäden reparieren lassen kann. Ausserdem wirft das Argument mit dem Strassenschmutz ein ganz schön schlechtes Licht auf die Gastgeber: Entweder sie sind zu faul, um zu putzen, oder zu geizig, eine Reinigungskraft dafür zu bezahlen.

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Es ist auf jeden Fall ein Fauxpas, seine Gäste zu bitten, die Schuhe auszuziehen, denn man könnte seine Freunde in eine äusserst unangenehme Lage bringen. Erstens fühlt sich nicht jeder in Socken, Strümpfen oder gar barfuss wohl, und zweitens will man es bei Tisch weder mit Fussschweiss, noch mit abgekauten Fussnägeln zu tun haben. Ganz zu schweigen von akutem Fusspilz, der sich im Sommer gerne unterm Glastisch von Fuss zu Fuss schleicht. Pfui! Aber das Schlimmste überhaupt ist die Tatsache, dass das gesamte Erscheinungsbild einer Frau zerstört wird, wenn man sie ihrer Schuhe beraubt. Es ist ihr unmöglich bei potentiellen Liebhabern Eindruck zu schinden, wenn sie in Strümpfen daher stampft!

Wenn Sie also wieder mal überlegen, ob Sie Ihre Besucher zur grossen „Zeigt her eure Füsse-Runde“ zwingen wollen, nehmen Sie sich die Queen zum Vorbild; denn im Buckingham Palast, wo überall wirklich teurer und sehr alter Parkett liegt, wird sie kaum vom Premierminister, der einmal monatlich zu Besuch kommt, verlangen, dass er seine handgenähten und tipp top gewienerten Schuhe beim Kammerdiener abgibt, weil die Steuerzahler ihr das Putzpersonal gestrichen haben. Eher schnappt sie sich nach seinem Besuch selbst den Wisch-Mob und flitzt einmal durch den Palast. Man merke: Menschen mit Würde tragen Schuhe. 

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Donnerstag, 12. April 2012

Poesie eines brachialen Künstlers

Damien Hirst hat keine Berührungsängste. Er kennt keine Tabus. Konventionen sind nicht sein Ding. Er tut, was er will, weil er es kann. Angefangen hat seine kometenhafte Karriere mit einem riesigen Glasbehälter, der einen in Formaldehyd schwimmenden, präparierten Haifisch mit aufgerissenem Maul enthält. Das Werk trägt den formidablen Titel: Die physische Unmöglichkeit des Todes im Verständnis eines Lebenden. Das ist sein Thema. Der Tod. Er hat ihn die letzten zwanzig Jahre lang in seinem Schaffen analysiert, verniedlicht,  belächelt, verschönert, geschunden, entblösst und zu ganz viel Geld gemacht. Seine Werke rufen Überraschung, Wohlbefinden oder Übelkeit hervor. Er schafft es, wie kein anderer Künstler seiner Generation, die ganze Palette der menschlichen Gefühle zu bedienen. 

Bild: Copyright by Damien Hirst
Damien Hirst hat Werke geschaffen, die ekelerregender nicht sein könnten. Er steckt den abgehäuteten Kopf einer Kuh in einen Glascontainer auf dem sich Tausende von lebenden Fliegen gütlich tun, bis sie schlussendlich selbst das Zeitliche segnen. Er nennt es „Die ersten tausend Jahre“. Keiner, weiss, was der Titel bedeuten soll. Der mutige Besucher starrt nur gebannt auf die Fliegen, die Kuh und den Fliegentöter darüber und wendet sich schlussendlich betroffen ab. Schön ist das nicht. Ebenfalls gewöhnungsbedürftig sind zersägte Schafe und Kühe, obwohl sie einen guten Einblick in die Anatomie der Tiere geben. Auch der abgeschnittene Kopf des letzten Einhorns ist wirklich fies. Klar ist, dass seine Ausstellungen nichts für schwache Nerven sind. Hirst macht einmal mehr klar, dass zeitgenössische Kunst nicht dekorativ zu sein hat, sonst wird sie von Experten, die etwas auf sich halten, in der Luft zerrissen. In der Kunst ist „schön“ out und „abscheulich“ hipp.

Bild: Copyright by Damien Hirst
Und doch werden die, die sich in eine Ausstellung von Damien Hirst wagen, mit unerwarteten Lichtblicken belohnt.  Dieser Künstler legt überraschend poetische Bilder vor, die das Licht am Ende des Tunnels erahnen lassen. Hirst hat verstanden, dass jedes Ende auch ein Anfang ist. Vergänglichkeit legt den Grundstein für den Neuanfang. Wie Kompost oder Phönix aus der Asche. Man könnte Hirst‘s Schaffen ketzerisch auch als Ode an das Leben verstehen, denn inmitten des ganzen provokativen Elends finden sich stets wieder Hoffnungsschimmer in Form von liebreizenden Momentaufnahmen. Da ist das Exponat der fragilen, weissen Taube im Anflug. Der diamantenbestückte Totenschädel, der durch seine Pracht und seinen Glanz jeden Gedanken an den Tod niederschmettert. Oder das Schmetterlingszimmer, in dem beständig Schmetterlinge schlüpfen und sich anschmiegsam zu den Besuchern gesellen. Dort herrscht das pure Leben. Die Schmetterlings-Serie ist die zärtlichste und flatterhafteste seines Schaffens. Und doch kann er sich auch hier die boshafte Anspielung auf die Endlichkeit nicht verkneifen: Seine Mandalas bestehen aus echten Schmetterlingsflügeln.

Bild: Copyright by Damien Hirst
Damien Hirst Retrospektive
Tate Modern, London
4. April – 9. September 2012
www.tate.org.uk

Donnerstag, 5. April 2012

Der Hoppelkfaktor


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Im Moment haben die Hasen gerade Hochsaison. Aber Schonzeit haben sie nicht. Jedenfalls nicht die braunen aus Schokolade. Die werden links, rechts und überall gemümmelt, bis der Magen um Gnade bettelt. So muss es sein an Ostern. Das gehört sich so. Das ist die wunderbar süsse Tradition. Ebenfalls ist Meister Lampe dekorations-technisch zurzeit der Haupt-Protagonist in allen Geschäften, Büros und Wohnungen. Wo man hin sieht: Lange Ohren und gebleachte Hasenzähne. Es ist eine Wonne.

 Im trauten Heim sind diese possierlichen Tierchen übrigens das ganze Jahr über sehr dekorativ. So ein Karnickel geht immer. Aber eben nur eins. Und das muss dann wirklich gut sein. Es muss den Hoppelfaktor haben. Den Lapin-Extraordinaire-Look. Das gleiche gilt übrigens für alle Aufstell-Tiere, die man sich ins Haus holt. Immer nur eins. Aber nicht eins von jeder Sorte! Dabei sollte man auf jeden Fall die Finger von Katzen lassen. Multiples Katzennippes ist der Inbegriff der zeitlosen, mottenkugeligen Geschmacklosigkeit. Ebenfalls grenzwertig sind Frösche, Delphine, Bären und Schnecken.
Moooi Rabbit Table Lamp

Das einzige Tier, das sich mit dem Hasen in Bezug auf Kompatibilität in Sachen Innenraumgestaltung messen kann, ist der Vogel. Doch auch hier gibt es klare Einschränkungen. Kleinvögel  wie Spatzen oder Meisen haben die Aura des süssen Laissez faire. Sie dürfen rein. Einer. Pro Raum. Falken, Adler und Eulen hat Winnetou in seinem Zelt stehen. Ausserdem sind sie massiv esoterisch besetzt und passen deshalb eher zur Tippi Gumsel als zur Landhaus Diva. Sie müssen draussen bleiben. Enten und Störche sind fantastisch. Allerdings nur in ausgestopfter, lebensgrosser Form. Aber dann sind sie richtig gut.

Wunderbar sind auch Insekten und Schmetterlinge. Aufgespiesste. Antike, wenn es geht. Hier gilt der Grundsatz: Je mehr, desto besser. Wer eine ganze Wand mit aufgespiessten Viechern füllen kann, ist Design mässig ein absoluter Überflieger. In diese Kategorie gehören auch ausgestopfte Kleinkrokodile, die über Esstischen schweben. Den Mutigen gehört die Welt. Und das fulminanteste Kuriositätenkabinett, über das die Welt spricht.

Angsthasen haben Setzkästen mit verstaubten Swarovski-Tierchen und Plüschtiere auf dem Sofa.
Happy Easter!
http://www.flickr.com/photos/gollybard/6298830781/