Montag, 17. Dezember 2012

Auf die Weihnachtstische, fertig, los!

Was sich auf Tischen so tummelt zum Weihnachtsschmaus, das geht mitunter ganz schön an die Grenzen des allgemeinen Stilempfindens sowie ans Limit der feuerpolizeilichen Toleranz. Was angezündet werden kann, das wird entflammt und was nicht brennen soll, das fängt vor lauter Hallelujah trotzdem Feuer. So etwas kann eine bereits im Streit erkaltetet Familienfeier wieder ganz schön aufheizen. Wenn alle gemeinsam löschen müssen, hat das eine völkerverbindende Wirkung, die Kalorien verbrennen zusammen mit dem Tischtuch. Und wenn am Ende alle - russgeschwärzt aber unversehrt - unter dem Christbaum liegen, haben sich alle wieder lieb. Aber wer hat eigentlich die Papierserviette auf den Kerzenengel geworfen?


Source: http://designdininganddiapers.com
 
Es gibt drei Sorten Tischdekorationen zu Weihnachten. Sie sind entweder geprägt von rauschender Opulenz, dezentem Understatement oder bizarrer Kargheit. Mit Üppigkeit liegt man nie falsch. Das passt immer und ewig. Das wussten schon die Katholiken und die haben Weihnachten schliesslich erfunden. Ein Tisch gedeckt mit Damast und Stoffservietten, angereichert mit Baumkugeln, Hirschen, Föhrenzweigen, Amarilisblüten und farbigen Gläsern stellt eine Pracht dar, die eines Christkinds würdig ist. Dazu gehören natürlich kontrolliert brennende Kerzen und feierlichen Weihnachtslieder im Hintergrund. Zum Festmahl gibt es Entenleber, Kaviar, Filet Wellington und Champagner bis die Kugeln platzen.  Von Rauschgoldengeln in allen Grössen und sonstigen infantilen Niedlichkeiten sollte übrigens stets abgesehen werden. Sie katapultieren den stilvollen Prunk mit einem einzigen Plastikflügelschlag ins bünzlige Offside. Putten gehören in die Kirche, Puten in den Kochtopf.

Source: http://www.homes-house.com

Die sanften Tiefstapler behelfen sich zu Weinachten gerne mit naturnahen Elementen, die an den Tannenwald erinnern. Es gibt Föhrenzapfen auf Moosbetten und Nüsse in Weidenkörbchen. Die Servietten sind aus antikem Leinen, die Kerzen aus Bienenwachs, der Tisch aus gewachstem Buchenholz. Das Geschirr ist mit Hirschmotiven bemalt und das Besteck hat Griffe aus Horn. Ein Hauch Glimmer und ein Touch stiller Exklusivität liegt über der intellektuell anmutenden Weihnachtstafel. Zum Essen wird biologischer Slow Food und pestizidfreier Sekt serviert, während sich die Waldschaben aus dem Moos befreien und sich unauffällig unter die Hirsche mischen. Das besinnliche Diner wird zur lustigen Weihnachtsjagt, sobald die ersten Fühler im Nüsslisalat entdeckt werden. Langsames Essen ist eben auch nicht alles, denn wer die Schabe kriegen will, muss schnell sein. Halali.

Source: http://www.elle.de

Die letzte Kategorie der Weihnachtstische ist die der Faulen. Sie wollen eigentlich gar nicht feiern. Auf jeden Fall wollen sie sich keine zusätzliche Arbeit mit einer Tischdeko aufhalsen, denn das ist sowieso alles Tand und es geht an diesem Tag ja hauptsächlich um das Zusammensein. Warum sollte man sich also die Mühe machen, seine Gäste unnötig zu verwöhnen. Der Höhepunkt dieser kargen Weihnachtsfeier sind die dünnen, roten Papierservietten. Dazu gibt es das Alltagsgeschirr von Oma, drei Weingläser und ein Wasserglas für vier Personen. In der Mitte des Tisches reihen sich drei Rechaud-Kerzen aneinander, die aber nicht angezündet werden, und zum Essen gibt es ein Schinkli mit Kartoffelsalat – beides fix fertig aus dem Supermarkt. Zur Feier des Tages wird eine Flasche Wein geöffnet, die man einmal geschenkt bekommen hat. Zum Dessert gibt es die Weihnachtsguetzli von der Nachbarin. Was will man auch mehr? Hauptsache, die Gespräche sind erhellend, wenn schon die Kerzen nicht brennen.

Source: http://freshome.com

Es stimmt, dass es bei einem Fest am wichtigsten ist, dass liebe Freunde und Familie zusammen kommen, dass die Konversation geistreich und humorvoll ist, dass sich alle wohl fühlen und mit guten Gefühlen wieder nach Hause gehen, aber ein schön gedeckter Tisch und ehrliches, köstliches Essen sind der Leim, der die perfekte Harmonie zusammen hält. Und wenn das weihnachtliche Ambiente stimmt, dann klappt es auch mit dem Christkind!

Source: http://furniture.trendzona.com


Mittwoch, 5. Dezember 2012

Vom Tun und vom Lassen in der Weihnachtszeit



Auf die Plätze, fertig, los! Die Hatz auf die Weihnachtsgeschenke ist eröffnet. Alle stehen bereit: Die Schenker sowieso, aber die Verweigerer ganz besonders. 

Source: http://habituallychic.blogspot.ch/

Denen, die anderen etwas schenken wollen, dreht sich der Kopf, weil sie noch keine Ahnung haben, wer was bekommen soll. Sie fangen an Listen zu schreiben und gehen einmal die Woche in ein Kaufhaus, damit sie inspiriert bleiben. Sie leben Wochenlang mit der Gewissheit, dass im nächsten Laden das perfekte Geschenk für die Oma, den Ehemann, die beste Freundin um die Ecke schielt. Oder im 100sten Katalog, der im Briefkasten liegt, denn Schenker sind Optimisten. Sie glauben felsenfest an ihre Mission. Sie suchen das ideale Präsent. Sie halten ganz oft etwas Passendes in der Hand nur um es dann wieder zurück zu stellen, weil es vielleicht doch noch etwas Besseres gibt. Tage später, nach erfolglosem Stöbern, erinnern sie sich wieder daran zurück, laufen in den Laden und werden enttäuscht, weil es bereits ausverkauft ist. Aber es ist keine Zeit zum Wunden lecken. Man muss vorwärts schauen. Der weihnächtliche Ladenschluss rückt unaufhaltsam näher.

Source: http://homyfresh.com

Die Hoffnung stirbt kurz vor Weihnachten. Dann nämlich, wenn genau noch ein Geschenk fehlt: Oft das der Schwiegermutter. Dieses besorgt man in der Not im letzten Moment, zwischen dem Einkauf des Truthahns und dem Schmücken des Weihnachtsbaumes. Meistens ist es eine Schachtel Pralinen. Immerhin ist es eine teure. Wenn die Phantasie schlapp gemacht hat, kann man sich eben nur noch mit monetärer Grosszügigkeit und exklusiven Marken aus der Bredouille ziehen. Die überteuerte Milchschokolade wird dann übergeben mit der Bemerkung: „Wir haben lange überlegt was wir dir schenken sollen, aber du hast ja schon alles und deshalb dachten wir, dass dir diese Special Edition Pralinen schmecken würden. Das sind die Besten. Vom Sprüngli, gell Mama! „

Source: http://www.free-home-decorating-ideas.com

Und dann sind da noch die Verweigerer: Aus welchen Gründen auch immer diese Leute beschlossen haben, niemandem etwas zu schenken, ist keinem so richtig klar, denn die Erfahrung zeigt, dass es sich bei dieser Spezies ganz oft um alleinstehende, finanziell unabhängige, gesunde Persönlichkeiten handelt. Auch sie schreiben Listen. Listen mit guten Ausreden. Der Vorweihnachtsstress trifft sie viel härter, als die Schenker, weil sie ständig gefragt, werden, ob sie schon alle Geschenke beisammen haben und sie dann mühsam ihre No-Geschenk-Policy plausibel begründen müssen. Da kommt dann die Liste ins Spiel(verderben): Geschäftemacherei; Konsumwut unterstützt man nicht; die Amerikaner haben es erfunden; drohende Diabetes; ich lasse mir nicht diktieren, wann ich etwas zu schenken habe; ich bin Atheist; Reizüberflutung; Geschenkpapierphobie; in Afrika leiden die Kinder Hunger usw. Verweigerer sind Menschen, die anderen Leuten den Zauber der Weihnachtszeit mit intellektuell anmutender Tiefgründigkeit und moralistischem Gesülze vergällen wollen, obwohl sie sich selbst täglich die von der Bürokollegin mitgebrachten Zimtsterne dutzendweise in den Rachen stopfen. 

Source: http://www.inspirebohemia.com

Diese Art von subversivem Verhalten müsste in einer gerechten Welt eigentlich die Disqualifikation von der familiären Weihnachtsfeier nach sich ziehen inklusive Rückgabe der erhaltenen Geschenke der vergangenen Jahre. Doch wenn der grosse Tag kommt, sitzen wieder alle zusammen unterm Weihnachtsbaum. Die Verweigerer schlagen sich den Bauch voll und freuen sich über die Geschenke, die sie von den Schenkern erhalten und die Schenker regen sich über das alles umspannende Nichts der Verweigerer auf. In der Küche sagt die genervte Frau zu ihrem ahnungslosen Mann: „Deinen Bruder, mein Schatz, laden wir das nächste Jahr nicht mehr ein. Wer das Prädikat geizig, faul und phantasielos erfüllt, hat in meiner Weihnachts-Idylle nichts verloren!“

Source: http://www.completely-coastal.com