Auf die Plätze, fertig, los! Die Hatz auf die
Weihnachtsgeschenke ist eröffnet. Alle stehen bereit: Die Schenker sowieso,
aber die Verweigerer ganz besonders.
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Denen, die anderen
etwas schenken wollen, dreht sich der Kopf, weil sie noch keine Ahnung haben,
wer was bekommen soll. Sie fangen an Listen zu schreiben und gehen einmal die
Woche in ein Kaufhaus, damit sie inspiriert bleiben. Sie leben Wochenlang mit
der Gewissheit, dass im nächsten Laden das perfekte Geschenk für die Oma, den
Ehemann, die beste Freundin um die Ecke schielt. Oder im 100sten Katalog, der
im Briefkasten liegt, denn Schenker sind Optimisten. Sie glauben felsenfest an
ihre Mission. Sie suchen das ideale Präsent. Sie halten ganz oft etwas
Passendes in der Hand nur um es dann wieder zurück zu stellen, weil es
vielleicht doch noch etwas Besseres gibt. Tage später, nach erfolglosem
Stöbern, erinnern sie sich wieder daran zurück, laufen in den Laden und werden
enttäuscht, weil es bereits ausverkauft ist. Aber es ist keine Zeit zum Wunden
lecken. Man muss vorwärts schauen. Der weihnächtliche Ladenschluss rückt
unaufhaltsam näher.
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Die Hoffnung stirbt kurz
vor Weihnachten. Dann nämlich, wenn genau noch ein Geschenk fehlt: Oft das der
Schwiegermutter. Dieses besorgt man in der Not im letzten Moment, zwischen dem
Einkauf des Truthahns und dem Schmücken des Weihnachtsbaumes. Meistens ist es
eine Schachtel Pralinen. Immerhin ist es eine teure. Wenn die Phantasie schlapp
gemacht hat, kann man sich eben nur noch mit monetärer Grosszügigkeit und
exklusiven Marken aus der Bredouille ziehen. Die überteuerte Milchschokolade wird
dann übergeben mit der Bemerkung: „Wir haben lange überlegt was wir dir
schenken sollen, aber du hast ja schon alles und deshalb dachten wir, dass dir diese
Special Edition Pralinen schmecken würden. Das sind die Besten. Vom Sprüngli,
gell Mama! „
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Und dann sind da noch
die Verweigerer: Aus welchen Gründen auch immer diese Leute beschlossen haben, niemandem
etwas zu schenken, ist keinem so richtig klar, denn die Erfahrung zeigt, dass
es sich bei dieser Spezies ganz oft um alleinstehende, finanziell unabhängige,
gesunde Persönlichkeiten handelt. Auch sie schreiben Listen. Listen mit guten
Ausreden. Der Vorweihnachtsstress trifft sie viel härter, als die Schenker,
weil sie ständig gefragt, werden, ob sie schon alle Geschenke beisammen haben
und sie dann mühsam ihre No-Geschenk-Policy plausibel begründen müssen. Da
kommt dann die Liste ins Spiel(verderben): Geschäftemacherei; Konsumwut
unterstützt man nicht; die Amerikaner haben es erfunden; drohende Diabetes; ich
lasse mir nicht diktieren, wann ich etwas zu schenken habe; ich bin Atheist;
Reizüberflutung; Geschenkpapierphobie; in Afrika leiden die Kinder Hunger usw. Verweigerer
sind Menschen, die anderen Leuten den Zauber der Weihnachtszeit mit
intellektuell anmutender Tiefgründigkeit und moralistischem Gesülze vergällen
wollen, obwohl sie sich selbst täglich die von der Bürokollegin mitgebrachten
Zimtsterne dutzendweise in den Rachen stopfen.
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Diese Art von
subversivem Verhalten müsste in einer gerechten Welt eigentlich die
Disqualifikation von der familiären Weihnachtsfeier nach sich ziehen inklusive
Rückgabe der erhaltenen Geschenke der vergangenen Jahre. Doch wenn der grosse
Tag kommt, sitzen wieder alle zusammen unterm Weihnachtsbaum. Die Verweigerer schlagen
sich den Bauch voll und freuen sich über die Geschenke, die sie von den
Schenkern erhalten und die Schenker regen sich über das alles umspannende Nichts
der Verweigerer auf. In der Küche sagt die genervte Frau zu ihrem ahnungslosen Mann:
„Deinen Bruder, mein Schatz, laden wir das nächste Jahr nicht mehr ein. Wer das
Prädikat geizig, faul und phantasielos erfüllt, hat in meiner Weihnachts-Idylle
nichts verloren!“
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