Ein gutes Essen muss
vermeintlich vor allem eins: schmecken. Damit bei den Gästen allerdings eine
bleibende Erinnerung entsteht, braucht es mehr als das. Es muss köstlich sein,
ein bisschen raffiniert und wenn es um die Gewürze geht, dann auch
geheimnisvoll. Der Teller darf nicht achtlos bis zum Rand angefüllt werden,
sondern in Massen und für das Auge wohl angerichtet. Das Besteck muss blitzen.
Die Gläser klingen. Die Tischdekoration darf nicht zu üppig daher kommen, aber
ganz ohne wäre ebenfalls verhängnisvoll. Das Licht sollte stimmen, die Kerzen
brennen. Die Raumtemperatur muss angenehm sein, die Musik nicht zu laut aber
hörbar genug, dass sie dem Anlass die nötige Untermalung bietet. Der Weg vom
Eingang zum Tisch sollte optisch die Sinne ansprechen, keine Stolperfallen
bieten und dem Gast das eine oder andere „Ah“ oder „Oh“ entlocken. Wenn dann
auf der Toilette noch frische Blumen stehen und es dezent nach Jasmin-Blüten
duftet, dann hat man den Jackpot geknackt. Die Ente a l’orange hat überzeugt.
Nicht allein weil sie vorzüglich zubereitet war, sondern weil die Details, die
sie begleiteten, die Ente erst zum sinnlichen Erlebnis machten.
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Bild aus "Dekorative Details" von Michèle Lanlande (ISBN 388472908X) |
Den Fokus auf Einzelheiten
zu legen ist besonderes in der Innendekoration ein Must. Natürlich scheint es
oberflächlich gesehen keine Rolle zu spielen, ob auf dem Sofa ein Kissen mehr
oder weniger drapiert wird oder ob neben dem Strauss Wiesenblumen noch - wie
zufällig - ein Schneckenhaus auf der Anrichte liegt, doch genau diese
Kleinigkeiten machen den Unterschied. Sie entscheiden über Originalität oder
Banalität. Ansammlungen von unzähligen, nicht aufeinander abgestimmten,
vielfarbigen und gemusterten Kissen auf Sitzgelegenheiten zum Beispiel, gehören
in die Kategorie gut gemeint, aber schlecht gemacht. Hier gilt: Zuviel
Kleinkram verhindert gemütliches Sitzen und optische Zufriedenheit. Gleiches
gilt für zahllose, in der gesamten Wohnung verteilte Lustigkeiten, wie humorvolle
Sprüche, gerahmt und aufgehängt oder skurrile Figuren mit komischen
Gesichtsausdrücken, von herzigen Plüschtieren ganz zu schweigen. Ein lustiges
Stück ist cool, jedes weitere verwandelt ein genüssliches Schmunzeln ganz
schnell in ein gequältes Lächeln.
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Bild aus "Dekorative Details" von Michèle Lanlande (ISBN 388472908X) |
Die Detailfreudigkeit ist
also durchaus auch mit Vorsicht zu geniessen, denn sie kann ganz schnell ins
Absurde abdriften. Perfekt ist sie dann, wenn ein Zimmer natürlich und
harmonisch aussieht. Wenn eine gewisse Zufälligkeit und Lockerheit vorherrscht.
Arrangierte Stillleben auf Beistelltischen oder Anrichten profitieren von
dieser authentisch wirkenden Lässigkeit und geben dem Raum einen gewissen Reiz
und ein bisschen Spannung. Ein Zuhause ist dann perfekt, wenn es leb bar und
erlebbar zugleich ist. Dabei kann man sich darüber streiten, ob ein
Schneckenhäuschen neben der Blumenvase einen fundamentalen Unterschied macht
oder nicht, oder ob so etwas überhaupt jemandem auffallen würde. Auffallen tut
es vielleicht nur wenigen, aber denjenigen, die Notiz von ihm nehmen, wird es ein
Lächeln ins Gesicht zaubern. Es ist nur eine kleine und stille Feinheit, die hier
zum Ausdruck gebracht und einzig von aufmerksamen Augen erkannt wird, doch gibt
genau diese Kleinigkeit verleiht einem Raum den nötigen Charme. Und genauso wie
eine Ente alleine keinen Festschmaus macht, braucht es manchmal eine simple Schnecke,
um das Gewöhnliche ins Aussergewöhnlichen zu verwandeln. Vive l’escargot!
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Foto Coypright by Landhaus Diva. |
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Bild aus "Dekorative Details" von Michèle Lanlande (ISBN 388472908X) |
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Bild aus "Dekorative Details" von Michèle Lanlande (ISBN 388472908X) |
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Bild aus "Dekorative Details" von Michèle Lanlande (ISBN 388472908X) |
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