„Der Maler hatte einen Riesenspass, als er die Wände
in unserem Haus strich. Er durfte nämlich verschiedene Farben verwenden, und das
ist offenbar ein Vergnügen, das ihm nur selten zu Teil wird“, erklärt Susi
Prinz sichtlich amüsiert, als wir auf die senfgelben Wände im Eingangsbereich
ihres Hauses zu sprechen kommen. Bei
Susi ist es bunt und das ist gut so. Einige Wände sind in einem aufregenden Korallenrot gestrichen, eine in frischem
Türkis und ein paar in stilles Grau gehüllt. Dass sie es als selbstverständlich
erachtet, Wände farbig zu streichen, liegt zum einen an ihrer quirligen
Persönlichkeit und zum anderen vielleicht auch daran, dass sie ihre Kindheit in
Madrid verbrachte, wo Farbigkeit zum Lifestyle gehört.
Heute lebt die Schmuck-Designerin in einem modernen
Haus an idyllischer Lage oberhalb des Zürichsees. Dort hat sie für sich und
ihre Familie ein Zuhause geschaffen, das ganz ihrem urbanen Lebensstil
entspricht. Helle Räume, schlichte Möbel, durchmischt mit antiken Stücken, der
einen oder anderen Extravaganz und angereichert mit ganz viel Kunst. Bilder
verschiedener Künstler zieren fast jede Wand. Einige lehnen an der Küchentheke.
Zu jedem Bild kann Susi Prinz eine Anekdote erzählen. Viele der Künstler kennt
sie persönlich. Ein Glück, das mit dem Beruf ihrer Mutter zusammenhängt, die
Galeristin in Madrid ist. Die Familie verbrachte dort ihr ganzes Leben mit Kunst
und Künstlern. Die Leidenschaft für das Kreative wurde Susi also quasi in die
Wiege gelegt.
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Susi Prinz |
Die gebürtige Deutsche schlug allerding zu Beginn
einen ganz anderen Weg ein. Nach einem Studienjahr an der Pariser Sorbonne und
einem Praktikum an einer Münchner Werbeagentur entschied sich Susi, Betriebswirtschaft
zu studieren mit Spezialisierung auf Umweltwissenschaften. Nach dem Studium
arbeitet sie einige Zeit in der Abfallentsorgungs-Branche, bevor sie aufbrach,
um zusammen mit ihrem Mann die Welt zu erkunden. Verschiedene Jobs und Aufträge
führten die beiden nach Seoul, Tokio, wieder zurück nach Deutschland, dann nach
Madrid und schlussendlich nach Zürich, wo sie ihre Kreativität in das Design
ihrer eigenen Schmuck-Kollektion steckt. Auf dem Weg sind noch zwei Kinder dazu
gekommen und heute fühlt sich die Familie in der Schweiz sehr wohl.
„Am meisten hat mich in der Schweiz die Pünktlichkeit
der öffentlichen Verkehrsmittel überrascht. Ich war es einfach nicht gewohnt,
dass der Zug pünktlich abfährt und habe deswegen anfangs so manchen verpasst“,
erzählt die eingefleischte Kosmopolitin lachend. Inzwischen hat sie sich an
diese Schweizerische Tugend gewöhnt und sie schätzen gelernt. Wenn Susi Prinz
nicht mit der Bahn unterwegs ist, dann rollt sie mit ihrem alten Saab durch die
Gegend. Der hat zwar schon ein paar Jahre auf dem Buckel und sieht nicht mehr
ganz so schön aus, doch Susi liebt ihn heiss und innig. Als sie eines Tages
damit ihre Tochter und deren Schulfreundin von der Schule abholte, meinte die Klassenkameradin
mit hochgezogener Augenbraue, das sei
aber schon ein sehr altes Auto. Doch Susi lässt nichts auf ihren Saab kommen
und stellte ganz pragmatisch fest: „Kind, es hat vier Räder, es fährt und wenn
es regnet werden wir nicht nass. Das reicht doch, oder?“
Schlagfertigkeit ist zweifellos eines von Susis vielen
Talenten. Die Liebe zum abgewetzten Auto auch. Und die Passion für Schmuck
sowieso. Vielleicht ist es die Beschäftigung mit den Umweltwissenschaften und
den darin enthaltenen Ansatz, dass man ein ökologisch sinnvolles Leben führen
sollte, die Susi Prinz dazu brachte, Schmuckstücke aus verschiedensten
Materialien anzufertigen. Der Recycling-Gedanke steht genauso im Zentrum ihres
Schaffens wie der Anspruch Kunstwerke zu machen, die einzigartig, mitunter provokant
und immer überraschend sind. „Ich habe angefangen Schmuck zu designen und
herzustellen, weil ich die gängigen Modeschmuck-Kreationen langweilig fand. Die
haben einfach nicht zu mir gepasst“, erklärt Susi mit Bestimmtheit.
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Blick in Susis Schmuck-Atelier |
Dass Ihre Ketten aus verschiedenen Fragmenten
bestehen, welche sie auf Flohmärkten und in Brockenhäusern zusammen kauft, erklärt
Susi damit, dass sie die Wertigkeit der Dinge in den Mittelpunkt stellen
möchte. Was andere nicht mehr wollen, verwandelt Susi in ingeniöse Kunststücke.
So entstehen aus Schachfiguren, Puppenhändchen oder Tischfussballmännchen
unvergleichliche Halsketten. Antike
Schmuckteile, Casino-Chips oder Domino-Stein werden zu fabelhaften Schmuckstücken
umfunktioniert. Eigentlich ist nichts vor Susis Kreativität sicher. Das
Unerwartete genauso wie das Unauffällige hat stets das Potential in ein
atemberaubendes Schmuckstück ihrer Kollektion eingebettet zu werden.
Es ist deshalb auch kein Wunder, dass ihr Atelier im
Züricher Seefeld randvoll ist mit farbenfrohen und wunderlichen Objekten, die Susis
Preziosen Charisma verleihen. Allein die Augenweide an brachliegenden Materialien
ist ein Besuch wert. Doch nicht nur das. Susis Studio ist gleichzeitig ihr
Showroom, in dem sie jederzeit Besucher, Kunden und Freunde empfängt. Ganz
ungezwungen kann gestöbert, bewundert und nachgefragt werden. Bei einem
Espresso erzählt Susi die Geschichten, die jedes Schmuckstück begleitet. Die
Kette „Le Chat botté“ zum Beispiel wurde vom Märchen „Der gestiefelte Kater“
inspiriert, und man sagt, dass wer diese Kette trägt, vom Glück verwöhnt sein
wird. Verheissungsvolle Aussichten also für die Trägerinnen von Susi Prinz Unikaten!
Die Histörchen, die zum Schmuck gehören, sind
vergnüglich und unbeschwert, gleichzeitig sowohl poetisch als auch profund und
wiederspiegeln so das Wesen der Designerin. Wer bei Susi Prinz zu Besuch ist,
ob bei ihr zu Hause oder in ihrem Atelier, taucht ein in eine Welt der unbegrenzten
Möglichkeiten der ganz anderen Art. Dort wo die Konvention aufhört, fängt Susi
Prinz erst an.
www.susiprinz.com
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Susi Prinz |
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