|
Source: micasitadetrapo.wordpress.com |
Es geht um das Picknick. Ein wunderbarer Brauch mit einer langen Tradition. Die Griechen haben es getan, die Römer auch und sämtliche Jagdgesellschaften ebenfalls. Die Franzosen haben es zum barocken, leicht dekadenten Adelsvergnügen hochgestylt und Queen Victoria hat es im 19. Jahrhundert englisch-bodenständig perfektioniert. Victoria fand das Speisen im Freien äusserst an- und aufregend und weil sie mit ihrem Albert auch mal ganz alleine durchs Unterholz krabbeln wollte, erfand ihre Dienerschaft den klassischen Picknickkorb, der eine Decke, das Essen und das Geschirr enthält. Dieser konnte von der Königin selbst hoch zu Ross mitgeführt werden und so war garantiert, dass weder die Zweisamkeit noch die Stärkung danach zu kurz kamen.
|
Source: www.thebeautifulengland.com |
Die Briten lieben es noch heute, draussen zu speisen. Beim berühmten Pferderennen in Ascot zum Beispiel, gehört das Picknick einfach mit dazu. Da lümmelt der Hochadel schon mal mit Frack und Riesenhüten auf der karierten Decke herum und wedelt sich gelangweilt die Fliegen vom Lachsbrötchen. Die bandscheibengeschädigte, ältere Generation lässt sich auf den mitgebrachten Campingstühlen nieder und der Champagner wird vom Butler auf einem Silbertablett gereicht. Die Regel ist: Keiner zu reich, um mit einer Wespe um den Kir Royal zu kämpfen.
|
Source: www.thebeautifulengland.com |
Man sollte auch bei uns auf keinen Fall auf das Vergnügen eines Picknicks verzichten und sich die Briten zum Vorbild nehmen. Ein bisschen Prunk und Pomp darf da durchaus dabei sein. Man suche sich also ein nettes, wenn möglich einsames Plätzchen am See. Örtchen, die mit dem Schild „Privatgrund“ gekennzeichnet sind, eigenen sich besonders gut, denn hier traut sich sonst keiner hin. Es lohnt sich, mit einer grossen Decke und weichen Kissen anzureisen, damit man gemütlich in den Himmel hinauf schauen und Wolken zählen kann. Ein Sonnenschirm darf ebenfalls nicht fehlen, denn er spendet Schatten und der Champagner wird nicht so schnell warm. Das Essen sollte so vorbereitet werden, dass man es ohne Besteck verzehren kann und es appetitlich aussieht. Die Gläser sind nicht aus Plastik, aber das Geschirr aus Porzellan. Jemand sollte irgendwann ein schönes, langes Gedicht vorlesen und am Ende verzückt in die Runde fragen „Wem gehört denn der Dobermann, der da auf uns zuläuft“.
|
Source: http://www.myowhousenest.com/ |
Ganz egal ob zu Hause im Garten, beim Gemeinschaftsgrill am Waldrand oder auf dem Campingplatz im Tessin – Adel verpflichtet, frische Luft macht hungrig, es geht immer um die Wurst und der Butler hat schon wieder Zimmerstunde.
|
Source: www.thebeautifulengland.com
|
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen