Vor genau 100 Jahren sank die Titanic. Luxuriös und unsinkbar riss sie 1500 Mensch in den Tod. Die wohl berühmteste Havarie der Weltgeschichte hat in all diesen Jahren kein bisschen an Schrecken, Verblüffung und Romantik verloren. An Bord der Titanic starben viele bedauernswerte Menschen, aber es waren die ertrunkenen reichen Leute, die den Untergang legendär gemacht haben: Darunter waren John Jacob Astor, Benjamin Guggenheim und Isidora und Ida Straus. Von Mr. Guggenheim wird gesagt, dass er Frauen und Kindern in die Rettungsboote geholfen habe, sich dann in seinen besten Anzug kleidete und verlauten liess, dass er nun bereit sei unterzugehen wie ein Gentleman. Das war wirklich grosses Kino. Das ist Galanterie in ihrer konsequentesten Vollendung. Heute geht der Kapitän als erstes von Bord und erklärt dann, auf seiner Seekarte wäre die Insel nicht eingezeichnet gewesen.
Trotzdem sollte dies niemanden davon abhalten eine Seereise zu machen. Schiffen Sie sich ruhig ein. Machen Sie eine Überfahrt nach New York mit der Queen Mary. Buchen Sie die Luxusklasse, denn nur dann können Sie die Reise im ganz grossen Stil geniessen. Vielleicht müssen Sie ein bisschen Sparen (so circa fünf Jahre lang), bis Sie sich das leisten können, aber dann, ja dann ist es jedes Fränkli wert. Sie werden sich fühlen wie Kate Winslet auf der Titanic und Sie werden beständig „My Heart will Go On“ summen wollen. Summen Sie aber leise, damit die anderen Fahrgäste keine Angst vor Ihnen bekommen. Ebenfalls sollten Sie vermeiden, irgendwo hinauf zu klettern und „I am the king of the world“ zu schreien, und ebenso unpassend ist es, Schmuck in Herzform über Bord zu werfen. Bleiben Sie würdevoll romantisch!
Wichtig, da es weitere finanzielle Konsequenzen nach sich zieht: In der Luxusklasse brauchen Sie zwingend ein paar Abendkleider (so sieben Stück), denn zum Nachtessen muss man die grosse Robe überziehen. Von Southampton nach New York dauert es acht Tage und Sie wollen nicht wirklich zweimal das gleiche Kleid tragen, n’est pas! Bevor Sie jetzt die ganze Seefahrt wegen drohender Insolvenz über Bord werfen - kleines Wortspiel am Rande - bedenken Sie bei Ihren Überlegungen, dass eine Seereise von diesem Kaliber eine „Once in a life time“-Angelegenheit ist. Ähnlich wie eine Hochzeit. Nur dass man auf dem Schiff beim Auslaufen hofft, keinen Schiffbruch zu erleiden, anstatt beim Einlaufen, und dass man beim Heiraten nur ein Kleid braucht.
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Sollte wider erwarten der Kapitän der Queen Mary aufgrund grobfahrlässiger Selbstüberschätzung oder akuter Trunkenheit , die Seekarten, das Unterwasserradar, die Informationen der Küstenwache ignorieren und auf Grund laufen, einen Eisberg rammen oder auf einen Flugzeugträger auffahren, dann seien Sie beruhigt: Die erste Klasse wird gemeinhin auch als erstes evakuiert und bekommt beim Verlassen des Schiffs noch ein Give-away. Sollten zu wenige Rettungsboote vorhanden sein, seien Sie bereit, sich von Ihrem Mann zu trennen oder üben Sie mit ihm bereits vor der Abreise, wie er in Frauenkleidern authentisch rüber kommt. Vermeiden Sie es, über Bord zu springen. Das Wasser ist kalt und würde Ihre Frisur ruinieren. Bewahren Sie Ruhe, legen Sie nochmals Lippenstift auf und nehmen Sie sich diese alte Seemannsweisheit zu Herzen: Verlasse niemals das Schiff, bevor es dich verlässt.
Geniessen Sie das Leben.
Sie wissen nie, wann es Sie verlässt.
Titanic 1912
Costa Concordia 2012
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