Freitag, 2. März 2012

Stummfilm Glamour


Clara Bow
Amerika geht den Bach runter. Die Tee-Party droht, die Antibabypillen abzuschaffen, Obama singt und der Oskar für den besten Streifen geht an einen französischen Stummfilm. Amerika, the Beautiful, hat als einziges Land das Streben nach Glück in der Verfassung verankert.  Auch hat Amerika den Kapitalismus, das Spaceshuttle und die Desperate Houswives erfunden. Es hat die Zeit zu Geld erklärt, die x-te Health Care Reform erfolgreich vernichtet und die Bibel zurück in die Schulzimmer gebracht. Es lief doch alles so gut. Und jetzt kommen die Franzosen und räumen die Oskars ab. Hollywood gibt sich intellektuell und die Republikaner denken darüber nach, die Freiheitsstatue zurück zu geben und können sich ein Leben ohne French Fries vorstellen. 

http://www.nj.com/homegarden/design/index.ssf/2008/01/bw_design.html
 Obwohl Schwarz-weiss zu sehen eigentlich irgendwie der American Way of Life ist. Nachdem man in den Anfängen noch Rot gesehen hat, ist dieses heute gänzlich reservatisiert. Dann brauchte es ein bisschen Schwarz, damit die Arbeit nicht liegen blieb. Jahrelang fuhr dann Weiss vorne und Schwarz hinten oder gar nicht, bis endlich alles bunt wurde. Als es gerade so richtig farbenfroh war, kam der brennende Busch, proklamierte die Achse des Bösen und teilte die ganze Welt in Schwarz und Weiss. Glücklicherweise ist heute wenigsten das Haus aussen weiss und innen schwarz. Die schwarze Madonna möge verhindern, dass die Schwarztee-Partei, dieses ehrenwerte Haus fundamental weiss wäscht. Palim Palin.

http://www.bellemaison23.com/2011/12/inspiration-snapshot
Dass dieser Stummfilm die Oskars abgeräumt hat ist natürlich der Knüller. Nicht nur weil er eine Hommage an die gute alte Zeit ist, in der Akteure noch schauspielern mussten, sondern auch weil die schwarz-weisse Welt so glamourös und theatralisch war. Drama Baby! Wenn man sie in Inneneinrichtungen umwandeln müssten, so wäre diese begnadete Farblosigkeit der Star jeden Raumes, die Primadonna aller Palais. 

Und obwohl ich in einem früheren Blog-Eintrag die Macht der Weiss-heit verkündet habe, so möchte ich doch hinzufügen, dass eine Prise Schwarz in einem Weiss dominierten Interieur fantastisch aussieht. Glamourös gar und wild. Ein bisschen Schwarz hat noch jeden Raum aufgepeppt. Lackiert, matt, mit Fransen – alles geht. Dabei ist es übrigens egal, welche Grundfarbe der Raum hat. Das eine schwarze Accessoire nimmt dem Look die Ernsthaftigkeit, lockert alles auf und dient als überraschend frischer Blickpunkt. 

Rudolph Valentino
Selbst im Oval Office hält man sich an diese Regel, obwohl unserer amerikanischen Freunde momentan mehrheitlich an Weiss interessiert sind. Sie wollen weisse Westen, weisses Geld, weisse Präsidentschaftskandidaten, White Christmas und Farbfilme mit gesprochenem Text. Einzig den Kaffee trinkt man seit den Oskars nur noch schwarz, denn von diesem ganzen Café au Lait hat man die Nase gründlich voll. Vive la France!


  
Gloria Swanson


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