Freitag, 19. Oktober 2012

Lichtblicke

Es geht nun wirklich fast nichts über die funktionalen Beleuchtungskörper, die man sich aus lauter Verlegenheit, nichts Besseres gefunden zu haben, aus dem Baumarkt mit nach Hause bringt, damit das Haus erleuchtet wird. "Hauptsache hell" ist das Motto, was am Ende auf das Wohnzimmer zutrifft, aber nicht unbedingt auf den Hausbesitzer. Da hängt dann ein stromlinienförmiger Chromstahl-Träger mit Halogenspots über dem Esstisch, die so grell leuchten, dass man zwar problemlos einen Frosch sezieren könnte, dafür aber zu geblendet ist, um beim romantischen Dinner seinem Gegenüber tief in die Augen zu blicken ohne eine Netzhautschädigungen zu riskieren. So kommt natürlich keine Stimmung auf. 


Source: http://vi.sualize.us
Das hat damit zu tun, dass Lampen nur allzu oft zu rein funktionalen Gebrauchsgegenständen degradiert werden. Das Design ist mitunter geradezu fahrlässig industriell und wenig erotisch. Wo früher warmes Licht herrscht, regiert heute LED und Xenon. Das umweltfreundliche Stromsparlicht trug natürlich das Seine dazu bei, dass man die Weihnachtsbeleuchtung an der Zürcher Bahnhofstrasse noch auf der ISS Raumstation erkennen konnte, aber das machte eben auch aus der gewöhnlichen Lichtverschmutzung noch kein Weihnachtsmärchen.

Source: http://thetinyabode.blogspot.ch
Dabei ist es gar nicht so schwer eine passende Lampe zu finden. Es gibt durchaus akzeptable Optionen, die der Gemütlichkeit förderlich sind. Wohlwollend zu erwähnen sind hier die Varianten mit Lampenschirm. Ein Schirm schützt. Auch vor Lichtexzessen mit hoher Energieeffizienz. Absehen sollte man in jedem Fall von Stehleuchten mit integrierter Leselampe und schwenkbarem Kopf. Diese Hybrid-Lampen sind zu nichts nütze ausser dazu, dass sie das Ambiente nachhaltig verderben, weil sie oben versprechen, was sie unten nicht halten.  Das ist allerdings bezeichnend, denn dieses Lampendesign erinnert stark an einen Stehpinkler. Man möge mir den saloppen Ausdruck verzeihen.

Source: http://projecthome.typepad.com
Vielleicht sollte an dieser Stelle erwähnt werden, dass auch auf eine sogenannte Tiffany-Lampe aus Pietätsgründen unbedingt verzichtet werden sollte. Es sei denn es handelt sich um ein anmutiges Original aus den 20er Jahren. Heute wird die aufwendige Technik von Louis Comfort Tiffany für wenig elegante Lampen im rustikalen Bauernmalereistil missbraucht, die vom Jugendstil so weit entfernt sind, wie die Funzel vom Kronleuchter. 

Source: http://draw-yourr-swords.tumblr.com
Kronleuchter hingegen gehen immer. Sie hiessen früher Lüster und der Name ist Programm. Hier steht hemmungslose Lebenslust, süsse Dekadenz und rasende Sinnlichkeit im Zentrum der Erleuchtung. Es geht nicht nur um das Licht, das sich in den Facetten der Glaskristalle spiegelt, sondern genauso um die verführerischen Schatten, die das Leuchten begleiten. Kronleuchter sind die Divas unter den Lampen mit niedriger Energieeffizienz. Zu Recht, denn sie wollen glänzen bis die Mieder platzen, blitzen bis die Schlipse reissen und funkeln bis die Sicherungen raus fliegen. 

Source: http://turquoiseandlime.blogspot.ch
Unter Kronleuchtern wurde Geschichte geschrieben ob in Potsdam, Paris oder Versailles, das Phantom der Oper kommt ohne ihn nicht aus und Kathleen Turner und Michael Douglas gingen mit ihm bis in den Tod.  Dieser Beleuchtungskörper ist ein opulenter Begleiter für jede Gelegenheit, der sich mit seinem wandlungsfähigen Freund - dem Dimmer - auf jede Stimmung einlässt. In jeder Grösse erhältlich, beleuchtet er chic und stilvoll den Festsaal genauso wie die Waschküche. Mit einem Kronleuchter ist eine Wohnung nie overdressed, aber immer ins passende Licht gerückt. Man merke: Wenn es hart auf hart kommt ist weniger mehr und ein Lüster geht immer.

Source: http://blog.customclosetsdirect.com

Source: http://www.housetohome.co.uk

Source: http://www.bellemaison23.com

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