Türen
sind wichtig. Türen haben Charakter und Stil. Oder auch nicht. Sie sind der
erste Eindruck und der letzte. Sie bringen Erlösung oder Furcht - je nachdem,
was sich dahinter verbirgt. Vor ihnen wird gezögert, inne gehalten, der Rock
zurechtgezupft, das Lächeln aufgesetzt und nicht selten wird mit ihnen direkt
ins Haus gefallen. Türen sind der Anfang und das Ende von allem. Ähnlich wie
das Alpha und das Omega. Sowohl oben wie auch unten.
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Oben
steht Petrus mit dem Schlüssel zur sagenumwobenen Himmelspforte. Neidlos muss
man zugeben, dass dies wohl die wichtigste Tür der christlichen Welt sein
dürfte. Sie muss gross sein und eisern und schwer und ornamentiert. Sie ist so
eindrucksvoll, dass jeder erblassen dürfte vor lauter Ehrfurcht. Und was liegt
davor? Eine Fussmatte mit der Aufschrift „Wir kaufen nix!“ während am Tor ein
Kranz mit verstaubten Trockenblumen hängt aus dem zwei putzige Gartenzwerge
hervorlugen und auf den reuigen Sünder herunter gaffen. Ein gelungenes
Empfangskomitee.
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Wie
im Himmel, so auf Erden. Der trashige Deko-Terror geht in den irdischen
Stiegenhäusern seit langem um. In manchen Mehrfamilienhäusern kann man von
Fussmatte zu Fussmatte hüpfen ohne den Boden zu berühren, wobei sich die Matten
gegenseitig überbieten mit quietschfidelen Sprüchen oder niedlichen
Tierfamilien im Gänsemarsch Das Bild wird abgerundet mit saisonalen Scheusslichkeiten
rund ums Guckloch, wobei einige Türspione das Pech haben, seit Jahren vom
gleichen, selbstgebastelten Strohkranz mit Plastiktrauben umgeben zu sein. Und
obwohl an jeder zweiten Türe ein laubgesägtes Welcome-Schild hängt, kann man
nicht davon ausgehen, dass die Bewohner das auch so meinen, geschweige denn
überhaupt in fremden Zungen sprechen können. Man sollte dem Treppenhaus-Wahn
Einhalt gebieten und Türen ganz sich selbst sein lassen. Nüchterne Pforten zu
geheimnisvollen Welten. Solange man davor steht, besteht immer noch die
Hoffnung auf grosse Begegnungen. Es reicht ja, dass diese Erwartungen den Bach
runter gehen, wenn die Türen erst geöffnet werden.
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Was
dem Hochhausbewohner der Fussabstreifer, das ist dem Reihenhäusler die
Eingangstüre: Ein armseliger Versuch, sich ein Stück vermeintliche
Individualität zu bewahren. Da gibt es neongelbe Kunststoffeingänge mit im
Halbkreis angeordneten, dreieckigen Milchglasfenstern, es gibt Hochglanz- Stahltüren
inklusive futuristischer Raumschiff Enterprise Landebahn, auf faux-art-deco
getrimmte Aluminium-Portale mit schräg absteigenden Inlays oder geometrische
Meisterwerke mit Gucklöchern in Helixform und tiefergelegten Klinken. Vor
diesen unfassbar originellen Türen hängt gerne ein Dach aus grünem Pressglas,
welches gerade so gross ist, dass dem Gast bei Regen das Wasser den Rücken
herunter läuft, während er die raffiniert verdeckte Klingel sucht.
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Richtige
Türen müssen anmutig und verheissungsvoll sein. Das Schloss robust, aber einhändig
zu bedienen. Die Klinke soll auf den ersten Blick ersichtlich sein und es wäre
gut, wenn sich die Klingel vom Lichtschalter unterscheiden würde. Die Fussmatte
ist bevorzugt spruch- und bilderlos. Die Gartenzwerge stehen ordentlich
Spalier. Das Vordach muss eine vierköpfige Familie vor Wind und Wetter schützen
und wenn Gäste angekündigt sind, würde es von echter Galanterie zeugen, wenn
das Aussenlicht bereits brennt, wenn sie ankommen. So sieht ein Eingang mit
Potential aus.
Natürlich
hat Petrus weder Vorleger noch Gnome vor seinem Oberstübchen. Ihm reicht ein
einfaches, goldenes Schild "Members Only" und ein Pfeil mit der
Aufschrift "Zum Fumoir nehmen sie bitte die Rolltreppe: Inferno, Kreis
9".
Source: http://dishfunctionaldesigns.blogspot.no |
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