Sonntag, 25. November 2012

Wahre Schönheit kommt von aussen

Allein die Verpackung erhebt eine simple Gabe zum verheissungsvollen Geschenk. Das sorgfältig darum gewickelte Papier und die samtene Schleife sind es, die Vorfreude und Hoffnung gleichzeitig schüren. Das Äussere erzählt die Geschichte des Schenkenden mit feierlicher Poesie, die sich durch sanft-goldene Streifen im Geschenkpapier auszudrücken vermag oder einfach nur dadurch, dass ein kleiner weisser Engel zwischen der Schleife hervorlugt. Es sind diese reizenden Kleinigkeiten, die den Beschenkten das Gefühl geben, dass er geschätzt wird. Dabei spielt es keine grosse Rolle, wie gross oder teuer der Inhalt ist. Die Magie liegt im vorsichtigen Lösen der Schleife und im sanften Abstreifen der Umhüllung.

Source: http://houseandhome.com

Wird ein Geschenk jedoch achtlos im Plastiksack oder gänzlich ohne alles übergeben, dann verliert es seinen Zauber und seinen ideellen Wert sowieso. Beim Schenken ist die durch gekonnte Verhüllung erzeugte Spannung das Wichtigste. Plastiktüten sind in dieser Beziehung wenig hilfreich und nackte Geschenke sind ein Fauxpas par excellence. Übrigens sind auch Präsente für Erwachsene, die mit Kindergeschenkpapier eingepackt und mit x-fach gekringelten Plastikbändern dekoriert wurden nicht wirklich überzeugend. Besonders dann nicht, wenn sie mit der Entschuldigung übergeben werden, dass man leider kein anderes Papier zur Hand hatte. Diese Aussage bedeutet, dass der Schenker keine Lust hatte, seine Gabe hübsch zu verpacken, und eigentlich war ihm auch das Geschenk selbst zu besorgen bereits ein Aufwand, den er sich lieber verkniffen hätte. So kommt unterm Weihnachtsbaum keine Freude auf.


Source: http://lolitapoupee.blogspot.ch

Solche Ausreden zeugen ausserdem von Fantasielosigkeit im fortgeschrittenen Stadium. Der innovative Einwickler kann aus allem, was im durchschnittlichen Haushalt zu finden ist, eine schöne Verpackung zaubern. Zeitungspapier ist äusserst dekorativ und farbiges Bonbonpapier zu einer Blume geformt, kann eine Schleife ersetzt. Ebenfalls eignen sich grosse Papierservietten und einfaches Packpapier zum Einpacken. Schleifen können mit Bindfaden oder notfalls aus Zahnseide gebunden werden. Es ist alles eine Frage der Kreativität. Wünschenswert wäre es jedoch, wenn man immer einen Vorrat an prächtigem Geschenkpapier und seidenen Bändern zu Hause hätte, denn das Verpacken – genauso wie das Auspacken – ist ein durchaus sinnlicher Akt. 

Source: http://mythreadofthought.blogspot.ch

Kurz vor Weihnachten ist dazu zu sagen, dass viele Kinder leider dazu tendieren. liebevoll verpackte Geschenke mit brachialer Gewalt und lautem Geschrei von ihrer Ummantelung zu befreien. Das sind schlecht erzogene Kinder, die eigentlich keine Geschenke verdient haben. Bei solchen Quälgeistern lohnt sich der oben beschriebene Aufwand nicht, denn offensichtlich wissen weder sie noch ihre Eltern den Charme einer glamourösen Verpackung zu schätzen. Hier genügt es, die Geschenke im Franz-Karl-Weber-Sack hinter dem Baum zu verstecken, um ihn dann kurz vor der Bescherung auf den Balkon zu werfen, damit die süssen Kleinen ihr Geschäft draussen verrichten können. 

Source: http://www.shelterness.com

Präsente müssen mit Sorgfalt behandelt werden. Beim Ein- und beim Auspacken. Sie sind Ausdruck von Wertschätzung, Zeichen von Zuneigung oder Symbole von tiefer Liebe. Geschenke sind kleine Inseln des Glücks, deren äussere Schönheit so bedeutend ist, dass die inneren Werte keine Rolle mehr spielen.  

Source: http://www.designsponge.com

Freitag, 9. November 2012

Oh La La it's Christmas!



Es ist November. Und das ist gut so. Das Schöne daran ist, dass wir uns jetzt zwei Monate lang auf den grossen Tag freuen können.  Auf Weihnachten. Der Tag des grossen Schenkens und Schlemmens.   Natürlich gibt es einen tiefsinnigen Grund, diesen Tag zu feiern, aber den kann man speditiv und stimmgewaltig mit ein paar Songs unterm Christbaum abhandeln, bevor die Kinder über die Geschenke herfallen.  Das ist in der heutigen Zeit völlig ausreichend, wenn man nicht gerade einer evangelikalen Sekte angehört. Es ist ein Familientag, an dem man zusammen sein, sich freuen, schön essen und trinken und gegen den Schluss hin etwas zanken will. Mehr braucht es nicht zum weihnachtlichen Glück.

Globus Zurich 2012 / Bilder by Landhaus Diva

Die selbsternannten Hüter der Moral – das sind gemeinhin die, die Wasser predigen und Wein trinken – neigen jedoch dazu, in dieser Jahreszeit gar nicht mehr aus  der Empörung heraus zu kommen. Was gibt es nicht alles zu lamentieren: Die Migros hat die Weihnachtsguetzli schon vor Allerheiligen ins Regal gestellt – ein Frevel, der bereits vor dem Weihnachtsessen zwei Kilo mehr auf der Waage einbringen könnte. Der Christbaumschmuck verführt die Hausfrauen schon ab November dazu, unnötiges Geld für Tand auszugeben, und die Werbung am Fernsehen suggeriert den Kindern, dass sie ohne das neuste Gadget nicht weiterleben können.   Es ist eine böse Welt da draussen – vom Konsum getrieben, von der Gier befeuert und vom Detailhandel angestachelt. 

Globus Zurich 2012 / Bilder by Landhaus Diva

Man möge mir den zaghaften Zynismus verzeihen, aber ich erachte es als unmoralisch, anderen Leuten die Freude an ethisch unbedenklichen Dingen zu verderben. Eine Christbaumkugel im November oder ein Brunsli im Oktober haben noch nie den Weltfrieden bedroht. Irregeleitete Moralisten allerdings schon. Wir wollen uns den Zauber der Vorweihnachtszeit nicht nehmen lassen, weder von ausgebrannten Pädagogen noch von traditionsfernen Feministinnen oder frömmelnden Politikern. Weihnachten ist ein Fest. Feste müssen gefeiert werden und es ist gut, wenn man sich frühzeitig darauf vorbereiten und einstimmen kann.

Globus Zurich 2012 / Bilder by Landhaus Diva

Dabei leisten die Traumwelten der  grossen Detailhändler gute Dienste. Die Weihnachtsdekoration im Globus zum Beispiel ist legendär. Ganz auf Pariser Chic getrimmt wird man dieses Jahr entführt in die Stadt an der Seine inklusive Eiffelturm und Chanel Handtaschen. Es ist eine sorglose, zärtliche Szenerie, angefüllt mit der Magie des Schönen, des Glamours und des Glitters. Dabei spielt es keine Rolle, ob man es sich leisten kann den Christbaum mit Kugeln in Form von Highheels oder Macaroons zu behängen. Was zählt, ist nur der Augenblick des Staunens und das eintauchen Können in die Vorfreude. Das entrückt Sein vom Alltag und das Betreten eines Märchens. Diese Erlebnisse sind ganz und gar kostenfrei, dienen der Psychohygiene und stimulieren die Phantasie bis weit nach Weihnachten. Und die Moral der Geschichte: Der Weihnachtsmann trägt dieses Jahr Chanel.

Globus Zurich 2012 / Bilder by Landhaus Diva
Globus Zurich 2012 / Bilder by Landhaus Diva
Globus Zurich 2012 / Bilder by Landhaus Diva
Globus Zurich 2012 / Bilder by Landhaus Diva
Globus Zurich 2012 / Bilder by Landhaus Diva
Globus Zurich 2012 / Bilder by Landhaus Diva
Globus Zurich 2012 / Bilder by Landhaus Diva
Globus Zurich 2012 / Bilder by Landhaus Diva

Freitag, 2. November 2012

Schreibtischtäter



90 Prozent aller Menschen die glauben, zu Hause ein Büro zu benötigen, kämen mit einem Laptop, einer dekorativen Schachtel und einem Kugelschreiber aus. Mehr braucht man nicht, um ein paar Rechnung zu zahlen, die Steuererklärung auszufüllen und den Sticker mit der Versicherungsnummer auf den Krankenkassenbeleg zu kleben. Der Durchschnittshaushalt produziert heutzutage viel Altpapier, aber kaum aufbewahrungswürdige Dokumente; und diese zwei Ordner sollten in Schränken gelagert werden, damit sie möglichst unsichtbar bleiben. Leitz und Biella mögen führend sein in der Papieraufbewahrungsbranche, aber ihre Produkte sind dennoch weder stylish noch sexy.

Source: http://besthomedecorators.com

Keinesfalls ist es gerechtfertigt, sich ein ganzes Büro einzurichten, nur damit man zwei Mal im Jahr am Computer eine Sudoku lösen kann. Das ist reine Platzverschwendung. Räume, die ursprünglich als Büros definiert werden, haben die Tendenz schamlos als Abstellraum missbraucht zu werden. Da muss man am Ende den Schreibtisch unter der Bügelwäsche und den leeren Pizza-Schachteln suchen, wenn man mal einen Lineal aus der Schreibtischschublade braucht, nur um dann festzustellen, dass man gar keinen Lineal besitzt. Aber ein Zirkel wäre da gewesen. Unschuldig, nie gebraucht, jedoch allzeit bereit. Bezeichnende Attribute für die meisten Home-Offices.

Source: http://www.homeoofficee.com

Wenn man schon ein Zimmer eigens als Arbeitszimmer einrichtet, dann sollte es doch wenigstens inspirierend und aufregend sein. Allerdings scheint die Meinung vorzuherrschen, dass ein solcher Raum unbedingt radikal funktional, aber keinesfalls optisch ansprechend zu sein braucht. Das fängt beim Schreibtisch an, der zwar in jedes Grossraumbüro passen würde, aber im eigenen Zuhause als industriell anmutender Fremdkörper trotz integrierter Steckdosenleiste den Platz versperrt. Natürlich darf dann auch der Trolley mit den üblichen Schubladen nicht fehlen, in dem der Locher, der Tacker und die Kugelschreibersammlung Platz finden, von denen keiner funktioniert, wenn er gebraucht wird. Nicht fehlen dürfen auch die drei Briefkörbe, in denen sich wichtige Werbeschreiben, essentielle Gratiszeitungen und die entzückenden Glückwunschkarten der Patenkinder stapeln. Gesessen wird auf einem Pseudo-Chefsessel aus Kunstleder oder einem optisch Übelkeit erregenden Gesundheitsstuhl, der aussieht wie eine Raketenabschussrampe. Das Ganze wird von einer gewissenhaften Bürolampe erleuchtet, die den ganzen Raum in „romantisch“ gleissendes Licht taucht. Fräulein Meier, zum Diktat!

Source: http://www.houzz.com

Wer kein designiertes Schreibzimmer hat, weil die Wohnung kaum Platz für Mann, Kind und Katze bietet, der stellt sich einen ultrapraktischen Computertisch ins Wohnzimmer. Darauf findet alles Platz, was das Home-Office braucht: Der veraltete Riesencomputer, ein Köcher mit Kugelschreibern aus allen Hotels dieser Welt, darunter der seit längerem kaputte Drucker, daneben ein Stapel alter Zeitungen und ein Ordner mit Kochrezepten, dahinter ein verstaubter Kabelsalat. Auf der Tastatur liegt die gesammelte Post von zwei Jahren und oben drauf schläft das Büsi besonders gerne. Der Computertische: Quadratisch, praktisch, gut und absolut für die Katz.

Source: http://userdeck.tumblr.com

Menschen mit Würde und Charakter sollten entweder eine klassische Bibliothek besitzen, in der ein anmutiger Schreibtisch und ein Chesterfield Sessel dem Raum die nötige Integrität verleihen oder sich auf einen Notebook in der Küchentischschublade beschränken. Alles was dazwischen liegt trägt das Prädikat: Hoffnungslos-optimistischer Heimwerker oder konfus-chaotische Hausfrau. Im Zweifelsfall gilt: Alles oder nichts. Mittelmässigkeit ist out, Opulenz in, Minimalismus auch, aber immer nur entweder oder.

Source: http://contentinacottage.blogspot.ch

Source: http://www.decodir.com

Source: http://www.homeincast.com

Source: http://www.homeincast.com

Source: http://www.homeincast.com