90 Prozent aller Menschen
die glauben, zu Hause ein Büro zu benötigen, kämen mit einem Laptop, einer
dekorativen Schachtel und einem Kugelschreiber aus. Mehr braucht man nicht, um
ein paar Rechnung zu zahlen, die Steuererklärung auszufüllen und den Sticker
mit der Versicherungsnummer auf den Krankenkassenbeleg zu kleben. Der Durchschnittshaushalt
produziert heutzutage viel Altpapier, aber kaum aufbewahrungswürdige Dokumente;
und diese zwei Ordner sollten in Schränken gelagert werden, damit sie möglichst
unsichtbar bleiben. Leitz und Biella mögen führend sein in der
Papieraufbewahrungsbranche, aber ihre Produkte sind dennoch weder stylish noch
sexy.
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Source: http://besthomedecorators.com |
Keinesfalls ist es gerechtfertigt,
sich ein ganzes Büro einzurichten, nur damit man zwei Mal im Jahr am Computer
eine Sudoku lösen kann. Das ist reine Platzverschwendung. Räume, die
ursprünglich als Büros definiert werden, haben die Tendenz schamlos als
Abstellraum missbraucht zu werden. Da muss man am Ende den Schreibtisch unter
der Bügelwäsche und den leeren Pizza-Schachteln suchen, wenn man mal einen
Lineal aus der Schreibtischschublade braucht, nur um dann festzustellen, dass
man gar keinen Lineal besitzt. Aber ein Zirkel wäre da gewesen. Unschuldig, nie
gebraucht, jedoch allzeit bereit. Bezeichnende Attribute für die meisten
Home-Offices.
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Wenn man schon ein Zimmer
eigens als Arbeitszimmer einrichtet, dann sollte es doch wenigstens
inspirierend und aufregend sein. Allerdings scheint die Meinung vorzuherrschen,
dass ein solcher Raum unbedingt radikal funktional, aber keinesfalls optisch
ansprechend zu sein braucht. Das fängt beim Schreibtisch an, der zwar in jedes
Grossraumbüro passen würde, aber im eigenen Zuhause als industriell anmutender
Fremdkörper trotz integrierter Steckdosenleiste den Platz versperrt. Natürlich
darf dann auch der Trolley mit den üblichen Schubladen nicht fehlen, in dem der
Locher, der Tacker und die Kugelschreibersammlung Platz finden, von denen
keiner funktioniert, wenn er gebraucht wird. Nicht fehlen dürfen auch die drei
Briefkörbe, in denen sich wichtige Werbeschreiben, essentielle Gratiszeitungen
und die entzückenden Glückwunschkarten der Patenkinder stapeln. Gesessen wird
auf einem Pseudo-Chefsessel aus Kunstleder oder einem optisch Übelkeit
erregenden Gesundheitsstuhl, der aussieht wie eine Raketenabschussrampe. Das Ganze
wird von einer gewissenhaften Bürolampe erleuchtet, die den ganzen Raum in „romantisch“
gleissendes Licht taucht. Fräulein Meier, zum Diktat!
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Wer kein designiertes
Schreibzimmer hat, weil die Wohnung kaum Platz für Mann, Kind und Katze bietet,
der stellt sich einen ultrapraktischen Computertisch ins Wohnzimmer. Darauf
findet alles Platz, was das Home-Office braucht: Der veraltete Riesencomputer,
ein Köcher mit Kugelschreibern aus allen Hotels dieser Welt, darunter der seit
längerem kaputte Drucker, daneben ein Stapel alter Zeitungen und ein Ordner mit
Kochrezepten, dahinter ein verstaubter Kabelsalat. Auf der Tastatur liegt die
gesammelte Post von zwei Jahren und oben drauf schläft das Büsi besonders gerne.
Der Computertische: Quadratisch, praktisch, gut und absolut für die Katz.
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Menschen mit Würde und Charakter
sollten entweder eine klassische Bibliothek besitzen, in der ein anmutiger
Schreibtisch und ein Chesterfield Sessel dem Raum die nötige Integrität verleihen
oder sich auf einen Notebook in der Küchentischschublade beschränken. Alles was
dazwischen liegt trägt das Prädikat: Hoffnungslos-optimistischer Heimwerker oder
konfus-chaotische Hausfrau. Im Zweifelsfall gilt: Alles oder nichts.
Mittelmässigkeit ist out, Opulenz in, Minimalismus auch, aber immer nur
entweder oder.
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