Donnerstag, 22. August 2013

Teppichetage



Dass Teppiche gar nicht fliegen können ist ein infames Gerücht. Natürlich können sie das! Wir haben es alle schon erlebt. Teppiche fliegen regelmässig. Und zwar im hohen Bogen aus der Wohnung der kürzlich verstorbenen Oma oder dem neu gekauften, aber noch nicht renovierten Ferienhaus im Berner Oberland.  Textile Bodenbeläge sind Dank der militanten Laminat-Lobby und der allgegenwärtigen Hausstaubmilbe seit längerer Zeit in Ungnade gefallen. Heute muss um jeden Preis ein Parkett-Boden her, auch wenn die High-Heels dann draussen bleiben dürfen. Lieber in Latschen übers Holz, als mit Ungeziefer ins Bett.

 
Bild über: www.habituallychic.blogspot.com

Vor allem die Orientteppiche haben unter dieser Verbannung zu leiden, obwohl sie doch quasi den wunderbar märchenhaften Ursprung des aviatischen Bettvorlegers darstellen. Es mag mit den traditionellen Mustern und der dunklen Farbgebung zusammen hängen, dass diese Fussmatten heutzutage nur noch in Brockenhäusern zu finden sind. Aber vielleicht handelt es sich einfach nur um einen akuten Fall von modischer Rückstufung zugunsten von mondänen Plattenböden und schicken Schiffsboden-Laminaten. Was auch immer der Grund für den Perser non grata sein mag, eines ist klar: Aladin darf die Wunderlampe behalten, aber der Teppich muss raus. 

Bild über: www.welikedaylight.com

Dabei sind Teppiche viel besser als ihr Ruf. Zu Zeiten der Spannteppiche konnte man den ganzen Tag durch die Wohnung tapsen und man bekam weder kalte noch dreckige Füsse. Das war wirklich angenehm. Natürlich hatte man einen Haufen dieser Staubviecher zur Untermiete, aber was früher in den Teppichen wohnte, das haust heute in der frisch gewaschenen Bettwäsche und macht keinen Mucks. Und trotz allseits verbreitetem Teppich-Ekel und Hygienewahn ist das Unvorstellbare nicht aufzuhalten: Irgendwas kriecht immer zwischen dem Parkett hervor. 

Foto über: www.theenchantedhome.blogspot.com

Nun sollte man sich mit solchen Wahnvorstellungen aber nicht die Freude an zeitgenössischen Versionen althergebrachter Teppichkunst verderben. Handgeknüpfte Kunststücke in knalligen Farben und aufregenden Mustern,  genauso wie zauberhafte Teppich-Werke in Pastell mit antik-anmutenden Strukturen, verwandeln ein einfaches Wohnzimmer im Nu in einen atemberaubenden Salon. Ein Teppich gibt einem Wohn-Look erfrischende Abwechslung und spannende Textur, teilt grosse Räume in einzelne Wohninseln ein oder ist ganz für sich allein eine Augenweide. Der Designer Jan Kath, zum Beispiel,  hat die Teppiche neu erfunden. Seine Kollektionen mit Namen wie „Rug Evolution“ oder „From Russia with Love“ werden in Tibet, Nepal und der Mongolei handgeknüpft. Es sind mehr als nur Teppiche. Es sind Fashion Statements, die aus konservativen Parkettböden strahlende Divas machen und aus industriellen Betonunterlagen verwegene Dandys. Schauen Sie es sich an und dann probieren Sie es aus! 

Jan Kath Store by Möbel Pfister, Walcheplatz/Stampfenbachstrasse, Zürich www.jan-kath.de 

 
 www.jan-kath.de

Bild über: www.canvasstyle.blogspot.com
  
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