Freitag, 16. Dezember 2011

Schöne Worte Teil 1: Beschimpfen mit Stil

In dieser Zeit des allgegenwärtigen Anglizismus ist es an der Zeit mit etwas mehr Würde und Muttersprache zu schimpfen. Four Letter Words sind ja eine schöne Sache, allerdings lassen sie beim Beschimpften keinen Zweifel darüber, auf welchem Niveau sich der Beleidiger bewegt. Nicht das es dann noch eine Rolle spielen würde. Wobei zu erwähnen sei, dass es sich beim Niveau nicht um eine beliebte Handcreme handelt.

Gehen sie neue Wege. Fluchen sie mit Anstand:

Flegel
Er wird gerne bei männlicher Frechheit bemüht. Eine Landhaus Diva sollte sich bei einem verbalen Frontangriff eines impertinenten Sich-Selbst-Überschätzers unter gar keinen Umständen zu undamenhaften Kommentaren verleiten lassen. Besser ist es herablassend drein zu blicken, die Handtasche in leichter Drohgebärde anzuheben und zu sagen: Sie sind ein Flegel! Dann eine Pause und kurz bevor das Gegenüber antworten kann, aufstehen und sagen: Mit Leuten ihrer Sorte kann ich mich nicht aufhalten. Ich muss meine Hunde zum Frisör bringen. Leben sie wohl.

Rüpel
Wer keinerlei Manieren an den Tag oder in die Nacht legt, ist ein solcher. Für Damen ist diese Sorte leider heutzutage allgegenwärtig. Oft sind sie in überfüllten Liften anzutreffen. Sie kennen die Vortrittsregeln nicht und so kann es durchaus vorkommen, dass bei Anhalten des Aufzuges die Lady und der Herr gleichzeitig durch den Ausgang wollen, obwohl die Dame eigentlich den Vortritt hätte. Bei engen Lifttüren endet dies damit, dass beide auf der Schwelle auf Tuchfühlung gehen und aneinander stecken bleiben. Hier gibt es nur eine Verhaltensweise, die der Madam einen stilvollen Abgang ermöglicht: Sich angewidert freischütteln, schockierter, abschätziger Blick, keine Entschuldigung aber: Sie Rüpel! Hoch erhobenen Hauptes hinausstürmen. Nicht zurückblicken. Applaus von den umstehenden Damen.

Halunke
Diese Brandmarkung verdient, wer versucht jemanden übers Ohr zu hauen, zu hintergehen, zu verunglimpfen, zu verleugnen etc. Suchen sie sich etwas aus. Der Halunke kann problemlos bei allen Delinquenten angewendet werden, die nicht entweder Rüpel oder Flegel sind. Wenn sie feststellen, dass sie es mit einem zu tun haben, dann sagen sie ihm an besten auf den Kopf zu, dass sie wissen, dass er einer ist. Sagen sie ihm, dass sie ihn durchschaut haben, dass sie weder mit ihm, noch mit seiner Sippe irgendetwas zu tun haben wollen. Immerhin wisse man ja, dass sein Vater ebenfalls ein Vagant und seine Mutter eine Konkubine vor dem Herrn sei. Aber verlieren sie nie die Contenance und sagen sie den letzten Satz nur, wenn sie sich an einem gut bevölkerten Ort befinden oder schnell rennen können.

Gutes Benehmen zeigt sich eben auch in der meisterhaften Formulierung der Herabwürdigung. Nur wer mit Finesse zu verunglimpfen weiss, kann vor Gericht auf mildernde Anstände plädieren.

Knigge wusste wie es geht. Lesen sie wie der Freiherr gelebt, geliebt und geflucht hat. Lüthy Buchhandlung

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