Freitag, 29. Juni 2012

Gefährliche Schenkungen


Sich gegenseitig zu beschenken ist eine schöne Sache.  Geburtstage, Weihnachten und Hochzeiten sind am ergiebigsten, denn da wird meist nicht gespart und wenn man Glück hat, dann sind die Präsente nicht nur teuer gewesen, sondern entsprechen auch vollkommen dem Geschmack des Beschenkten. Im Märchen gibt es solche Zufälle. Im richtigen Leben nicht. Ich behaupte, dass die Mehrheit aller Geschenke beim Empfänger ein angestrengtes Lächeln, eine mehr oder weniger gekonnt geflunkerte Danksagung , aber hauptsächlich den Gedanken daran auslösen, wie das Präsent versteckt, entsorgt, zerstört oder weitergegeben werden kann, ohne dass es dem Schenker auffallen wird. Bei wertvollen Sachen ist das eine echte Herausforderung. Dies ist übrigens einer der Gründe, warum man unbedingt eine Putzfrau braucht. Sie nimmt einem leidige Arbeiten ab, macht das Haus sauber, ist massgeblich daran beteiligt, dass der Haussegen nicht in Schieflage kommt, weil keiner putzen will und jetzt kommt’s:  Sie demoliert, verschusselt oder entwendet ungewollte Geschenke. Das ist der perfekte Fringe Benefit, also sozusagen eine Putznebenleistung. Klar, sie tut das nicht wirklich, aber sollte ein Schenker mal nachfragen, wo sein Geschenk geblieben ist, dann schiebt man es einfach auf die Putze. Achten Sie aber unbedingt darauf, dass Sie diese nie mit Namen erwähnen, denn sonst haben Sie plötzlich eine Verleumdungsklage am Hals und das würde aus dem schönen Fringe Benefit ganz schnell einen hässlichen Kollateralschaden machen.
Kinderzeichnung, Kevin, 3 Jahre
Liebgemeinte Geschenke von Paten-, Enkel- oder Freundeskindern sind eine weitere Ansammlung von Abscheulichkeiten, die die meisten von uns über sich ergehen lassen müssen. Kinder können weder schöne Bilder malen, noch attraktive Serviettenhalter basteln. Nicht mal Michelangelo konnte das und Picasso kam auch als Erwachsener mit den Proportionen schlecht klar. Nie und nimmer wären die Eltern dieser Superstars auf die Idee gekommen, ihren Sprösslingen zu erlauben ausgefranste Fresszettel mit Kritzeleien darauf an ihre Paten zu verschenken. Daran sollte man sich auch heute noch halten. Solches Zeug können die Eltern bei sich zu Hause an den Kühlschrank kleben aber sie sollten damit nicht an die Öffentlichkeit gehen. Immerhin können Zeichnungen mit anerkennenden Worten entgegen genommen und danach diskret im Altpapier entsorgt werden.  Leider gibt es auch hier immer wieder übereifrige Basteleltern, die ihren Kindern einreden, dass sich das Gotti über eine gerahmte Zeichnung äussert freuen würde. Wie bitte? Gibt es einen absurderen Gedanken? Kinder zu solchen Taten anzustiften grenzt an Nötigung auf beiden Seiten. Bei solch unverschämten Schenkungen muss zu allem Übel jetzt nicht nur das Papier sondern auch noch der Rahmen entsorgt werden. Und wer muss dafür wieder den Kopf hinhalten? Die Putze. Ist ja klar. Beim Staubsaugen überrollt, Papier eingesaugt. Unrettbar verloren. Gottseidank!

Zeichnung von A. R. Penck / www.ludwiggalerie.de
Man merke also, dass man gut daran tut, Dinge zu schenken, die in einem 35 Liter Abfallsack Platz finden und nicht solche, für die man auf die Sondermüll-Deponie fahren muss. Gemeinhin sind solche Geschenke auch billiger. Bei guten Gastgeschenken, zum Beispiel, gelten die drei Regeln der Vergänglichkeit: Essbar, trinkbar oder kompostierbar. Damit liegen Sie immer richtig. Pralinen – eher Sprüngli als Migros. Schaumwein – eher Louis Roederer als Freixenet. Blumen – eher kurze Stile als lange, weil kein Mensch eine Bodenvase zuhause hat, denn dieses überdimensionale, von der Schwiegermutter geerbte, in keinen Schrank passende Vasenungetüm wurde schon längst ganz und gar pflichtbewusst von der Putzfrau totgesaugt. 

Leisten Sie sich auch eine Haushaltsperle. Sie sind reinlich, effizient und verschwiegen: 

www.putzfrau.ch

www.fromsmilerwithlove.com

Samstag, 23. Juni 2012

Landhaus Diva Portrait:


Die fantastische Welt der Ursi Hofmann


Das ehrwürdige, alte Haus mitten in der Altstadt von Zofingen lässt jedes Herz höher schlagen und verheisst von aussen bereits, was das Innere zu bieten hat. Ursi Hofmann nämlich und ihr liebevolles, skurriles und stilsicheres Refugium. Im Treppenhaus wird man nicht nur von ihr sondern auch von einem grandiosen, ausgestopften Hirsch herzlich begrüsst. Hier wird klar, wie man die Spannung bereits im Empfangsbereich ins Unermessliche steigern kann.

Hirsch im Treppenhaus

Zusammen mit ihrem Mann Gögi, seines Zeichens Komiker und Verwandlungskünstler, wohnt Ursi hier inmitten von Antiquitäten, Design-Klassikern, zeitgenössischer Kunst, Flohmarktfundstücken und ein paar ausgestopften Tieren. Das man hier Stopfgetier findet ist eigentlich erstaunlich. Immerhin ist Ursi Vegetarierin. Doch sie stellt sich auf den Standpunkt, dass die Tierchen ja bereits über den Jordan gegangen sind und die sterblichen Überreste es bei ihr jetzt schön haben können, denn Ursi liebt Tiere. Wenn sie den Salat aus ihrem eigenen Stadtgarten wäscht und am Schluss noch ein Ohrengrübler im Wasser rum schwimmt, dann rettet sie ihn und lässt ihn frei. Sind die Ohrengrübler allerdings zu zweit unterwegs, so werden sie mitsamt dem Wasser den Abfluss runtergespült. „Zu zweit das dunkle Rohr hinunter ist bestimmt angenehmer und sie können sich aneinander festhalten. Aber einem alleine möchte ich das nicht antun.“

Fasan und venezianischer Spiegel
Antikes Telefon im Wohnzimmer

Ursi führt in Zofingen das Eventlokal „Alass“, das früher mal ein Kino war und heute für Events jeglicher Art gemietet werden kann. Das Lokal wurde von ihr eigenhändig umgebaut, renoviert und dekoriert. Hochzeiten, Geburtstage und Parties jeglicher Art werden dort gefeiert und letzte Woche sogar erstmals eine Abdankungsfeier. Ursi ist für alles gewappnet und betreut ihre Gäste mit grossem Einfühlungsvermögen und Herzlichkeit. Ihren markanten Einrichtungsstil findet man auch im Event-Lokal wieder. In der Garderobe wird man zum Beispiel von einem Hund der ganz besonderen Art begrüsst. 

Hund in der Garderobe des "Alass"

Bei der Einrichtung ihrer Wohnung ist es ihr wichtig, dass ihr Zuhause leicht, offen und grazil wirkt. In dieser Haltung spiegelt sich ihre quirlige Persönlichkeit und ihre Freiheitsliebe, die sie oft nach Indien führt, wo sie sich unter anderem mit Stoffen eindeckt und immer wieder neue Stücke für ihre Sammlung anatomischer Modelle findet. Ihr Stilmix macht vor keinerlei Ingredienzen halt. In die Wohnung kommt, was ihr gefällt, ihr Freude bereitet und ihr Spass macht. Sie hat eine grosse Palette. Hier gibt es venezianische Spiegel, antike Madonnen, ein funktionierendes uraltes Telefon, 50er Jahre Tische und eine riesige Sammlung alter Schaltplatten. Gögi darf übrigens bei der Einrichtung auch mitreden und steuert durchaus seinen Teil an Kuriositäten bei. 

Wohnzimmer

In dieser Zofinger Wohnung steckt viel Herzblut und Leidenschaft. Sie ist langsam gewachsen, um mit der Zeit zu dem zu werden, was sie heute ist. Ein Ort, wo Träume gelebt werden. Nur mit Musse und Geduld findet man Objekte und Möbel, die man einfach lieb haben muss und die ganz und gar zu seinem eigenen Lebensstil passen. Mit jeder neuen Errungenschaft, jedem neuen Kronleuchter, jedem Bild, wächst das Wohlbehagen. Ursi‘s Umgebung strotzt nur so davon. Hier herrscht Leichtigkeit, Helle und ein stetes Augenzwinkern. 

Sammlung anatomischer Modelle aus Indien

Was sie übrigens den Ohrengrüblern nicht zumuten will, das mutet sie sich auch selbst nicht zu. Ursi fährt nicht mit dem Lift – viel zu eng, zu klein, zu abgeriegelt. Als sie kürzlich in New York zusammen mit Gögi am Marathon teilgenommen hatte (ein Überraschungsgeschenk von Gögi), danach physisch komplett ausgelaugt ins Hotel kam, wollte sie ausnahmsweise mal den Lift nehmen. Sie verpasste jedoch den Anschluss, d. h. Gögi, und alleine traute sie sich dann doch nicht hinein. So marschierte sie also zu Fuss in den 32. Stock. Dort angekommen, stellte sie fest, dass der elektronische Zimmerschlüssel nicht funktionierte und Gögi zu keiner Bewegung mehr in der Lage war (so ein Marathon ist eben kein Pappenstil). Ursi stieg 32. Stockwerke wieder hinunter, liess sich einen neuen Schlüssel geben und stieg 32. Stockwerke wieder hinauf. 

Ursi Hofmann
Ahnengallerie in Ursis Büro

Ursi würde sich selbst nicht als exzentrisch bezeichnen, obwohl sie im gleichen Atemzug davon erzählt, dass sie sich einmal im Jahr mit einer Gruppe von Freunden trifft, um die eigenen Beerdigung zu besprechen. Man will voraus schauen, realistisch sein, alles festgelegt und bestimmt haben und den Nachkommen eine Hilfe sein. Wenn der Sensemann dann eines Tages anklopft, weiss er, dass er bei der Abdankung Pink Floyd auflegen muss. Ursi ist ein Freigeist. Erfrischend, eigenständig, liebenswert.

Totenkopf in Gögis Büro
Ursis Plattensammlung

Wandbild im Schlafzimmer
Verrücktes Huhn



 Besuchen Sie Ursi's Website: www.alass.ch 


Freitag, 15. Juni 2012

Schlafzimmerblick

Morgens die Augen aufschlagen, sich gemütlich in den knackigen Laken räkeln, unter den Jalousien die Sonne hereinblitzen sehen, die Vögel trällern hören und sich auf den Kaffee freuen, dessen Duft bereits ins Schlafzimmer dringt. So fängt ein perfekter Tag an. Und wie hört er auf? Nach einem guten Glas Wein ist die nötige Bettschwere erreicht, die Zähne werden geputzt, es wird ins Nachthemd geschlüpft, sich unter die Decke gekuschelt und noch ein paar Seiten in einem Roman gelesen während draussen die Grillen zirpen. Wenn die Augen langsam zufallen, wird das Licht gelöscht und man gleitet sanft ins Land der Träume hinüber.

www.cocokelley.blogspot.com
Wenn man allerdings erst über dreckige Wäsche, noch nicht ausgepackte Umzugskisten, herumliegende Schuhe, Kinderspielzeug, den alten Fernseher oder das Bügelbrett steigen muss, bevor man zum Bett oder aus ihm heraus gelangt, dann zerschlägt sich das obenstehende Idyll schlagartig. Da hilft kein Trällern und kein Zirpen,  wenn man in der Notschlafstelle aufwacht ist. Schluss mit Lustig. Das muss doch nicht sein! Jeder Tag fängt im Schlafzimmer an und endet auch dort; deshalb sollte man diesem Raum genau so viel Aufmerksamkeit schenken wie all den anderen Räumen, auch wenn Ihre Gäste dort selten hinein sehen. Es kommt eben nicht nur auf Äusserlichkeiten an. Die inneren Werte zählen viel mehr. Und das Schlafgemach ist der innere Wert eines jeden Zuhauses.

www.bohemian-nations.s.tumblr.com
Vermeiden Sie es, aus diesem Zimmer einen Abstellraum zu machen. Hier gehört vor allem ein bequemes Bett hinein. Nehmen Sie eins, in das Sie problemlos auch im fortgeschrittenen Alter oder angetrunkenem Zustand noch hinein steigen können. Betten, die sich zu sehr in Bodennähe befinden, wie zum Beispiel Futons, gehören nicht in diese Kategorie. Ausserdem sehen diese Dinger in kleinen Räumen, in denen ausserdem noch hohe Kleiderschränke untergebracht werden, sehr unvorteilhaft aus – eher wie Badematten im Schlafzimmer. Sie sollten auch die Finger von runden Betten lassen. Ja, die gibt es wirklich. Hugh Hefner hat eines. Es gibt sie auch in der Schweiz zu kaufen (was untersagt werden sollte) und es gibt tatsächlich Leute, die sie erwerben. Aber es muss nun mal gesagt werden, dass runde Betten nur für Burlesque-Tänzerinnen und Playboy-Hasen geeignet sind, alle anderen schaffen sich bitte ein normales Bett an.

www.favim.com
Ein Wort noch zur Bettwäsche: Weiss. Mit Weiss liegen Sie immer richtig. Es fördert die kühle und ruhige Atmosphäre, die ein Schlafzimmer aufweisen sollte. Verboten ab 12 Jahren ist Bettwäsche mit Motiven wie Autos, Engel, Pferde, Ferrari-Wappen, Delphine, Sonnenuntergänge, Katzen, Peace-Zeichen, Serengeti-Landschaften, grosse, farbige Muster oder Bilder von Oma und Opa. Ebenfalls sollte man, wenn überhaupt, höchstens ein Stofftier im Schlafzimmer haben, welches tunlichst nicht grösser als das Bett sein sollte. Danke für Ihr Verständnis. 

www.mydesignethos.com
Da oft auch der Kleiderschrank untergebracht werden muss, sollte dieser eher unauffällig sein. In kleinen Zimmern kann durchaus eine ganz Wand mit einem Spiegelschrank belegt werden. Die Spiegel lassen das Zimmer grösser erscheinen, bieten viel Stauraum und wirken anregend bei B(r)ettspielen. So kann das Nützliche mit dem Angenehmen verbunden werden. Wichtig ist es, dass Ordnung gehalten wird. Sonst verkommt das Boudoir zur Altkleidersammlung und das ist schlecht für die Schlafhygiene.

www.eclecticrevisited.com
Hilfreich ist es zwei hübsche Nachttischchen zu haben mit Nachttischlampen, die warmes Licht abgeben. Die beiden Tischchen und die zwei Lämpchen müssen übrigens nicht gleich aussehen. Spannender ist es, wenn sie sich unterscheiden und doch zusammen passen. Eine Deckenlampe brauchen Sie nur, wenn auch Ihr Kleiderschrank im Schlafzimmer steht. Ansonsten braucht man im Raum der Ruhe kein Flutlicht. Wenn Sie eine Deckenlampe kaufen, dann nehmen Sie bitte keine zweckmässige vom Baumarkt sondern investieren Sie in einen Kronleuchter. Ein Kronleuchter geht immer und wenn man sich unter einem Kronleuchter ankleiden kann, dann fängt der Tag eben schon viel erhabener an. 

www.freshhome.com
Ausserdem sollte auch im kleinen Zimmer Platz sein für schöne Bilder, Kerzen, das eine oder andere Object d’Art und einen Korb mit Büchern und Zeitschriften. Vermeiden Sie alles, was Unordnung kreiert und fördern Sie alles, das Ihr Schlafzimmer in einen Ort der Gemütlichkeit, der Sinnlichkeit und der Ruhe verwandelt. Wenn dann die Grillen zirpen, der sanfte Nachtwind die Vorhänge bewegt, Sie Ihr müdes Haupt auf die nach Lavendel duftenden, weissen Kissen betten, dann können Sie mit der Gewissheit einschlafen, dass sich Ihr Schminktischchen nicht über Nacht in ein Bügelbrett verwandelt haben wird. 

www.trendey.com

Donnerstag, 7. Juni 2012

Charming Shops: Bei L’Air du Sud gibt es Nahrung für die Seele


Das Geschäft voller liebenswerter Accessoires und Wohnutensilien liegt in einer kleinen Nebenstrasse direkt am Zürichsee in Horgen. Man muss die Haupteinkaufstrasse verlassen, um es zu finden. Am schönsten ist es, wenn man per Zufall darauf stösst. Dann fühlt es sich ein bisschen an, als ob man einen Schatz entdeckt hat, denn wenn man über die Schwelle tritt, ist es fast, als ob man eine andere Welt betritt. Eine heile, freundliche und liebevolle. Der Shop ist in einem über 100 Jahre alten Haus beherbergt, dessen Innenarchitektur perfekt zum Stil der angebotenen Ware passt. L’Air du Sud steht für einen hellen, zarten Landhausstil, der im Süden Frankreichs aber auch in Dänemark und Schweden anzutreffen ist.
    
Die Inhaberinnen Lisa Kucera und Hana Gucher möchten ihren Kunden Accessoires und Kleinmöbel anbieten, die von der Ästhetik leben. Dinge, die nicht zwingend einen Zweck erfüllen - ausser, dass sie dem Auge Freude bereiten und somit die Seele nähren. Natürlich gibt es auch ganz viel Nützliches und Praktisches, aber Lisa Kucera erklärt, dass ihre mehrheitlich weiblichen Kunden ganz oft in ihr Geschäft kommen, um sich selbst etwas Gutes zu tun. Um sich zu belohnen, um einen persönlichen Erfolg zu feiern oder sich einen harten Tag zu versüssen. Man könnte auch Schokolade essen oder Schuhe kaufen. Oder eben zu L’Air du Sud gehen, einmal durch den Laden schlendern,  sich von der Sinnlichkeit der Atmosphäre dort berühren lassen und sich gleich noch etwas fürs Herz mit nach Hause nehmen. Schon ist der Tag gerettet.  

Für die Inhaberinnen ist es wichtig, dass in ihrem Laden jeder etwas Hübsches findet, dass es eine gute Beratung gibt und dass man sich bei ihnen wohl fühlt. Ausserdem sind sie sich bewusst, dass nicht jeder ein grosses Budget zur Verfügung hat, deshalb ist ihnen die Erschwinglichkeit schöner Dinge ein Anliegen. Und so haben sie darauf geachtet, dass bereits für zehn Franken ein kleines Geschenk ergattert werden kann, das man sich selbst oder einem geliebten Menschen bereiten kann. Ebenfalls findet man bei L’Air du Sud dekorative Produkte aus der Schweiz, die von Menschen mit Behinderungen in liebevoller Handarbeit hergestellt werden.
  
Das Geschäft besteht bereits seit neun Jahren. Lisa Kucera und ihre Schwägerin Hana Gucher, die sich schon in der KV-Lehre kennen lernten und inzwischen beide Kinder haben, waren oft gemeinsam in Inneneinrichtungs-Geschäften unterwegs, die ihnen irgendwie unfertig vorkamen. Unter dem Motto: „Das können wir besser!“, beschlossen sie zu guter Letzt ein eigenes Geschäft zu eröffnen, in dem sie ihrer Freude zu Farben und zu schönen Dingen freien Lauf lassen konnten und gleichzeitig die Kunden damit in ihren Bann zogen. Der Erfolg gibt ihnen Recht. Inzwischen haben sie bereits ein zweites Geschäft in Feldmeilen eröffnet. 
       
Lisa Kucera erzählt, dass sie privat eher schlicht eingerichtet ist und am liebsten ein Atelier hätte, in dem sie ihre ganze Kreativität ausleben kann. Sie hat eine Passion für die Weberei, stellt Taschen her sowie Quilts und entdeckte gerade das Häkeln wieder. Sie lobt auch ihren Mann, dem es zwar irgendwie ein Rätsel ist, dass seine Frau hauptsächlich mit Dingen Geld verdient, die keinen grösseren Nutzen haben, ihr aber trotzdem tatkräftig zur Seite steht. L’Air du Sud ist ein Familien-unternehmen, das mit grossem Einfühlungsvermögen den Zeitgeist getroffen hat und das seinen Kunden ein Stückchen heile Welt inmitten des Trubels der Gegenwart verschafft. Seit ich diesen Charming Shop entdeckt habe, nehme ich regelmässig den Weg vom Aargau an den Zürichsee unter die Räder und ich wurde noch nie enttäuscht. Mein Landhaus im zweiten Stock ziert so manche aufregende Errungenschaft aus Horgen.
   

Was Frauen für ihr Zuhause wollen, das bietet L’Air du Sud an, und am Ende bleibt sogar noch etwas übrig, damit auch Schokolade und Schuhe nicht zu kurz kommen. Schauen Sie mal vorbei!
 
L’Air du Sud                     
Dorfgass 25                                 
8810 Horgen                   

L'Air du Sud
General Wille Strasse 119
8706 Feldmeilen                             

Di-Fr 9.30–12.00/14.00–18.30
Sa 9.30-16.00 www.l-air-du-sud.ch        








 

     



Freitag, 1. Juni 2012

Fritz ist möff und Pfister out


Was Trendforscher in mühevoller Arbeit erarbeiten mit Hilfe gründlicher Recherche und intensiver Analyse, das erfindet die Verkäuferschaft von eidgenössischen Möbelhäusern flugs morgens vor dem Spiegel beim Zähneputzen und in Anbetracht von Ladenhütern, die sie dringend loswerden wollen. Frau Meier und Frau Huber, seit langem beste Freundinnen und Kennerinnen der hiesigen Innendekorations-Szene, treffen sich zum Frühstück im Manor-Restaurant:

www.artcontrarian.blogspot.ch
 Frau Meier: „Schönes Wohnen ist uns wichtig. Am Weekend haben mein Mann und ich ein neues Sofa gekauft und wir sind richtig glücklich damit.  Wir haben auch eine Farbe gewählt, die jetzt im Trend ist.“ - Frau Huber: „Ach wirklich! Wo habt Ihr es denn gekauft und welche Farbe hat es?“ -  Frau Meier: „Wir waren bei Möbel Pfister. Billig war es nicht, aber immerhin liefern sie alles ins Haus und die Beratung dort ist einzigartig. Sie nehmen auch unser Altes mit, das wir damals ebenfalls dort gekauft haben. 15 Jahre ist das jetzt schon her. Ich hätte ja schon lange ein Neues gewollt, aber Heiri meinte, das Alte sei ja noch tipptopp. Immerhin sei es teuer gewesen und man müsse ja nicht immer gleich wieder alles ersetzen. Da hatte er natürlich Recht. Gut, das Ding hatte den damals total angesagten Multicolor-Look, der mir schon nach zwei Jahren etwas verleidet war, aber wenigsten hat man die paar Bratensaucen-Flecken nicht gesehen. Weisst Du, der Heiri isst gerne vor dem Fernseher, wenn Fussball läuft.“ - Frau Huber: „Ja, so was ist sehr praktisch. Wir haben auch so einen mint-farbigen Divan, der mit schmutzabweisendem Stoff bezogen ist. Welche Farbe hat denn Euer neues Sofa?“ - Frau Meier: „Es ist aus senffarbenem Leder und ist von De Sede. Die Verkäuferin hat gesagt, dass diese Farbe jetzt absolut in sei. Heiri fand zwar, dass ihm ein schwarzes Sofa besser gefalle, weil es zeitlos sei, aber ich habe ihn davon überzeugen können, dass man sich auch in unserem Alter noch etwas Modernes ins Wohnzimmer stellen kann. Die Verkäuferin meinte auch, dass so ein Farbklecks ein Zimmer komplett verändern könne. Das wirke dann alles viel frischer.“ 

Frau Huber: „Das ist schon wahr. Der Verkäufer von Möbel Märki hat damals genau das Gleiche gesagt, als wir uns für den Mint Divan entschieden haben. Wir haben dann auch noch Vorhänge mit Mint Schmetterlingen bei Märki machen lassen, damit die Farbe wieder aufgegriffen wird. Der Verkäufer war sehr nett. Er hat mich auf diese Idee gebracht. Das sind eben schon Profis dort. Die wissen, wovon sie sprechen. Die Vorhänge haben über Zweitausend Franken gekostet. Fritz war danach zwei Wochen lang möff, weil ich die Vorhänge einfach bestellt hatte, ohne ihn zu fragen. Aber jetzt findet er sie auch schön.“ - Frau Meier: „Ja, gell Gerda, es ist manchmal schon schwierig mit den Männern. Für schöne Dinge haben sie einfach keinen Sinn. Mein Heiri hat auch nicht verstanden, dass ich noch Kissen, Teppiche, Kerzenständer und zwei Lampen in senf-ähnlichen Farben kaufen wollte. Aber ich habe mich durchgesetzt. Schliesslich verstehe ich etwas vom Einrichten. Das sagen meine Freundinnen auch immer. Ich muss Heiri jetzt nur noch davon überzeugen, dass wir auch die Vitrine ersetzen müssen. Die Verkäuferin bei Pfister hat mir nämlich diese  Wohnkombination Urban gezeigt. Davon gibt es Sideboard, Kommode und Lowboard.“ - Frau Huber: „Was ist denn ein Lowboard?“ - Frau Meier: „Das ist ein tiefer gelegtes Siedeboard. Ist jetzt total im Trend. Da kann man dann den Fernseher drauf stellen. Und die ganze Serie ist im gleichen Stil und mit dem gleichen Holz, damit alles schön zusammen passt. Gut, sie ist jetzt nicht billig, aber immerhin haben wir ganz lange etwas davon und dieses dunkle Holz ist jetzt total angesagt. Das habe ich schon im Schöner Wohnen gesehen. So was Ähnliches hat auch Beni Thurnheer zu Hause.“ - Frau Huber: „Ehrlich? Ihr kennt den?“ - Frau Meier: „Nein, aber in der Home-Story von der Schweizer Illustrierten habe ich es gesehen.“ - Frau Huber: „Ja, der Beni hat eben Geschmack. Das war mir schon immer klar. Er  hätte sich jetzt nicht unbedingt von seiner Frau trennen müssen, aber eben, man will ja auch mal was Modernes, Frisches zu Hause.  Sag mal, musst Du dann an Weihnachten auch anderen Baumschmuck kaufen? Ich frage nur, weil ich wegen dem Mint Divan alles Mint Kugeln und Lametta und so gekauft habe. Fritz fand das total übertrieben und hat sich im Globus an der Bar einen angesoffen, während ich Kugeln gesucht habe. Ich musste ihn regelrecht von der Bar wegzerren, während er ständig gelallt hat:  Fröhliches Kugeln mitenand. Und: Ho, Ho, Ho, wir sind im Mintermunderland. Weisst du, wie peinlich mir das wahr? Schrecklich kann ich dir sagen!“ - Frau Meier: „Du Arme, das ist ja schlimm. Aber ist gut, dass Du es mir erzählst. Ich werde dann ohne Heiri Weihnachtsschmuck kaufen gehen. Ich hoffe nur, dass es dieses Jahr wieder diese senffarbenen Kugeln gibt, die ich letztes Jahr schon gesehen habe. Da fand ich die noch unmöglich, aber jetzt, wo wir das Sofa haben und die Verkäuferin mir versichert hat, dass dies die Farbe des Jahres ist, da muss ich natürlich auch den Baumschmuck haben, damit alles schön zusammen passt. Du weisst ja: Ich wohne gerne schön.“
www.miraclesofthearts1.blogspot.com

Ich muss jetzt mal ketzerisch etwas offenbaren: Leute, die diesen letzten Satz immer und immer wieder äussern, haben in den allermeisten Fällen keine Ahnung von Innendekoration. Ganz zu schweigen von Harmonie und Ästhetik in diesem Bereich. Diese Spezies ist in der örtlichen Häkelgruppe hyperaktiv, fährt mit Vierzig zum Selbstfindungs-Malen in die Toskana und zwingt ihren Heiri in der verzweifelten Endphase zum tantrischen Kreistanz, weil Frau Hugentobler gesagt hat, dass sei jetzt der letzte Schrei. Es muss einfach mal gesagt werden: Möbel-Pfister-Wohnkombination-Einkäufer sind Schafe, die von der Klippe springen würden, wenn der Verkäufer sagt, dass dies gerade im Trend ist. 

Etwas zu kaufen, das über tausend, hart verdienter Schweizer Fränkli kostet, nur aufgrund eines vorübergehenden Trends, ist überaus töricht, ausser man ist Multimillionär. Der Durchschnittsverdiener sollte davon tunlichst die Finger lassen. So was hat schon Banken in den Untergang getrieben. Etwas, dass hipp ist, man sich ins Wohnzimmer stellt und nächstes Jahr wieder out ist, das muss möglichst kostengünstig sein, damit man es schnell wieder loswerden kann. Sonst steht es da noch zehn Jahre später und verpestet das Wohnklima. Ein dreifaches Hoch auf IKEA. Und ein zünftiges Buh an die helvetischen, heiligen Möbelkühe Pfister, Müller, Ferrari, Schubiger und sonstige nicht vorhandenen Stilikonen. 

Schönes Wohnen kann man sich nicht als Kombination bei Pfister kaufen. Es entsteht erst, wenn man sich Zeit nimmt, sich umschaut, die Trends wahrnimmt, aber sie nicht zum Statussymbol erhebt, sich dann aus liebevoll gesammelten Einzelstücken ein Zuhause zusammen schustert, das alle Aspekte eines ganz individuellen Lebens vereint. Ein Sofa, das nicht schmutzabweisend und nicht von Rolf Benz ist, ist ein authentischerer Zeuge eines erfüllten Lebens als ein überteuerter Divan von de Sede und Fritz wäre ganz bestimm weniger möff.

www.worldartresources.com