Freitag, 15. Juni 2012

Schlafzimmerblick

Morgens die Augen aufschlagen, sich gemütlich in den knackigen Laken räkeln, unter den Jalousien die Sonne hereinblitzen sehen, die Vögel trällern hören und sich auf den Kaffee freuen, dessen Duft bereits ins Schlafzimmer dringt. So fängt ein perfekter Tag an. Und wie hört er auf? Nach einem guten Glas Wein ist die nötige Bettschwere erreicht, die Zähne werden geputzt, es wird ins Nachthemd geschlüpft, sich unter die Decke gekuschelt und noch ein paar Seiten in einem Roman gelesen während draussen die Grillen zirpen. Wenn die Augen langsam zufallen, wird das Licht gelöscht und man gleitet sanft ins Land der Träume hinüber.

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Wenn man allerdings erst über dreckige Wäsche, noch nicht ausgepackte Umzugskisten, herumliegende Schuhe, Kinderspielzeug, den alten Fernseher oder das Bügelbrett steigen muss, bevor man zum Bett oder aus ihm heraus gelangt, dann zerschlägt sich das obenstehende Idyll schlagartig. Da hilft kein Trällern und kein Zirpen,  wenn man in der Notschlafstelle aufwacht ist. Schluss mit Lustig. Das muss doch nicht sein! Jeder Tag fängt im Schlafzimmer an und endet auch dort; deshalb sollte man diesem Raum genau so viel Aufmerksamkeit schenken wie all den anderen Räumen, auch wenn Ihre Gäste dort selten hinein sehen. Es kommt eben nicht nur auf Äusserlichkeiten an. Die inneren Werte zählen viel mehr. Und das Schlafgemach ist der innere Wert eines jeden Zuhauses.

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Vermeiden Sie es, aus diesem Zimmer einen Abstellraum zu machen. Hier gehört vor allem ein bequemes Bett hinein. Nehmen Sie eins, in das Sie problemlos auch im fortgeschrittenen Alter oder angetrunkenem Zustand noch hinein steigen können. Betten, die sich zu sehr in Bodennähe befinden, wie zum Beispiel Futons, gehören nicht in diese Kategorie. Ausserdem sehen diese Dinger in kleinen Räumen, in denen ausserdem noch hohe Kleiderschränke untergebracht werden, sehr unvorteilhaft aus – eher wie Badematten im Schlafzimmer. Sie sollten auch die Finger von runden Betten lassen. Ja, die gibt es wirklich. Hugh Hefner hat eines. Es gibt sie auch in der Schweiz zu kaufen (was untersagt werden sollte) und es gibt tatsächlich Leute, die sie erwerben. Aber es muss nun mal gesagt werden, dass runde Betten nur für Burlesque-Tänzerinnen und Playboy-Hasen geeignet sind, alle anderen schaffen sich bitte ein normales Bett an.

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Ein Wort noch zur Bettwäsche: Weiss. Mit Weiss liegen Sie immer richtig. Es fördert die kühle und ruhige Atmosphäre, die ein Schlafzimmer aufweisen sollte. Verboten ab 12 Jahren ist Bettwäsche mit Motiven wie Autos, Engel, Pferde, Ferrari-Wappen, Delphine, Sonnenuntergänge, Katzen, Peace-Zeichen, Serengeti-Landschaften, grosse, farbige Muster oder Bilder von Oma und Opa. Ebenfalls sollte man, wenn überhaupt, höchstens ein Stofftier im Schlafzimmer haben, welches tunlichst nicht grösser als das Bett sein sollte. Danke für Ihr Verständnis. 

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Da oft auch der Kleiderschrank untergebracht werden muss, sollte dieser eher unauffällig sein. In kleinen Zimmern kann durchaus eine ganz Wand mit einem Spiegelschrank belegt werden. Die Spiegel lassen das Zimmer grösser erscheinen, bieten viel Stauraum und wirken anregend bei B(r)ettspielen. So kann das Nützliche mit dem Angenehmen verbunden werden. Wichtig ist es, dass Ordnung gehalten wird. Sonst verkommt das Boudoir zur Altkleidersammlung und das ist schlecht für die Schlafhygiene.

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Hilfreich ist es zwei hübsche Nachttischchen zu haben mit Nachttischlampen, die warmes Licht abgeben. Die beiden Tischchen und die zwei Lämpchen müssen übrigens nicht gleich aussehen. Spannender ist es, wenn sie sich unterscheiden und doch zusammen passen. Eine Deckenlampe brauchen Sie nur, wenn auch Ihr Kleiderschrank im Schlafzimmer steht. Ansonsten braucht man im Raum der Ruhe kein Flutlicht. Wenn Sie eine Deckenlampe kaufen, dann nehmen Sie bitte keine zweckmässige vom Baumarkt sondern investieren Sie in einen Kronleuchter. Ein Kronleuchter geht immer und wenn man sich unter einem Kronleuchter ankleiden kann, dann fängt der Tag eben schon viel erhabener an. 

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Ausserdem sollte auch im kleinen Zimmer Platz sein für schöne Bilder, Kerzen, das eine oder andere Object d’Art und einen Korb mit Büchern und Zeitschriften. Vermeiden Sie alles, was Unordnung kreiert und fördern Sie alles, das Ihr Schlafzimmer in einen Ort der Gemütlichkeit, der Sinnlichkeit und der Ruhe verwandelt. Wenn dann die Grillen zirpen, der sanfte Nachtwind die Vorhänge bewegt, Sie Ihr müdes Haupt auf die nach Lavendel duftenden, weissen Kissen betten, dann können Sie mit der Gewissheit einschlafen, dass sich Ihr Schminktischchen nicht über Nacht in ein Bügelbrett verwandelt haben wird. 

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