Freitag, 10. August 2012

Das Boudoir


Das allgegenwärtige Schuhproblem wurde in diesem Blog bereits ausführlich thematisiert. Ein ähnliches Problem gibt es mit den Kleidern: Wenn sie nicht am Körper sind, dann sollten sie eigentlich unsichtbar sein und kein Gastgeber sollte einen dazu nötigen, sich ihnen zu entledigen. Bis hierhin sind wir uns alle einig. Nun gibt es allerdings einen Ort, an dem scheinbar jegliche Regeln des Versteckens aufgehoben sind: Das Boudoir.

Source: www.mialinnmann.blogspot.ch

Das Boudoir einer Dame ist ein magischer Ort. Es ist ein Fest der Weiblichkeit inmitten des brachialen Alltags. Ursprünglich als Schmoll- oder Rückzugszimmer (frz. bouder: schmollen, schlecht gelaunt sein) für die Grande Dame gedacht, ist es heute das Ankleidezimmer, in dem die Schätze der Hausdame aufbewahrt werden. In eleganten Schränken warten Kleider, Schuhe, Hüte, Unterwäsche und Handtaschen auf den grossen Moment des Coming out. 

Source: www.trendey.com

Natürlich dürfen an diesem, ganz der Verzierung der Frau gewidmeten Ort, die schönsten Stücke offen zur Schau gestellt werden. Hier unterscheidet sich das Boudoir ganz deutlich von den anderen Zimmern: Es darf schamlos hergezeigt werden, was man hat. Abendkleider an Seide bespannten Bügeln, die etwas skurrile Kroko-Handtasche der Grossmama, die selten getragene Hutkollektion, sexy High-Heels. Ein Platz sollte es auch geben, wo die Hausfrau ihren Schmuck präsentieren kann und die Parfüms aufgereiht werden. So wird aus dem Akt des Sich-Bekleidens ein sinnliches Ereignis.

Source: www.bellemaison23.com
 
Ein Boudoir ist übrigens nicht nur etwas für Size-Zero-Models und Harald Glööckler (www.haraldgloeoeckler.de). Im Gegenteil, jeder kann mitmachen und sich glamourös fühlen. Dazu reicht auch der Kleiderschrank im Schlafzimmer aus. Da stellt man ein bis zwei Paar elegante Schuhe neben das Bett, hängt das kleine Schwarze zusammen mit einer Perlenkette an die Schranktür, stellt ein schönes Parfüm aufs Nachttischchen und fertig ist die feminine Wunderwelt. Zu beachten ist, dass offen hergezeigte, ausgelatschte Birkenstock-Sandalen und Diddle-Maus-Schlafshirts fehl am Platz sind. Das würde der ganzen Pracht ein bisschen das „Je ne sais quoi“ nehmen. 

Source: www.thefleastyle.com

In diesem Zusammenhang möchte ich erwähnen, dass eine Freitag-Tasche an keinem Tag der Woche sinnlich ist, und wer sein verwaschenes Switcher T-Shirt als sein schönstes Kleidungsstück bezeichnet, der sollte seine Kleiderschränke geschlossen halten und über deren Inhalt strengstes Stillschweigen bewahren. Ein Ankleidezimmer ist ein Ort, wo Frauen sich entscheiden, ob sie bequem oder aufregend sein wollen. Ein Boudoir ist dort, wo sich die Frau in den meisten Fällen für die zweite Variante entscheidet. 

Source: www.bellemaison23.com
Source: www.houseofbliss.blogspot.ch




1 Kommentar:

  1. Einfach wunderbar! Vielen dank für das schöne aneinanderreihen der wörter. Sprache: wie schön dass es dich gibt und menschen die wissen, wie mit dir umzugehen ist.

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