Freitag, 3. August 2012

Die Feuerstelle oder wie die Wikinger Helvetien eroberten


Als das Cheminée vor langer Zeit die Schweiz eroberte, wurde es als Krönung der Indoor-Lagerfeuer gepriesen. Modern, rauchfrei, mit Marmorplatten umgeben, sicher und in jeder Mietwohnung einbaubar. Zugegeben, bei einigen Exemplaren musste man hineinkriechen, um das Feuer in Gang zu bringen, aber das konnte einen Hardcore Zeusler nicht schrecken. Hauptsache, das Cheminée hatte klare Linien und wies im Ruhezustand ein viereckiges, schwarzes Loch auf, das leider auch durch pyrotechnische Aktivierung kein bisschen romantischer wurde. Doch die Schweizer fanden es formidable. Jeder wollte eins, obwohl es seit der Erfindung der Zentralheizung weder damals noch heute einen Grund gibt, im Haus ein offenes Feuer zu entfachen.  

Source: http://firsthome.tumblr.com/post/16989349221
Gerade als wir dachten, dass das Cheminée eigentlich gar nicht so schlecht sei - immerhin konnte man das Feuer tief im Schlund des Viereckes erahnen und mit ein paar Kerzen im Wohnzimmer kam dann ganz gute Stimmung auf – da brachte Heiri Hugentobler von seiner Reise nach Uppsala einen Schwedenofen mit. Er fand’s toll. Dieser Ofen war in seinen Augen eine Revolution: Aus Stahl gefertigt, freistehend, das Feuer hinter Glas, Wärmespeichernd für die Übergangszeit und total heimelig. Ein absoluter Heiri Hugentobler-Traum. Und so nahm das Schicksal seinen Lauf. Heiri verbreitet die frohe Botschaft seiner Wikinger-Heizung im ganzen Land und die Helvetier stürzten sich auf diese abgrundtief hässlichen Feuerungsöfen. Heute haben sie die Cheminées verdrängt und jeder Schweizer, der etwas auf sich hält, hat im Wohnzimmer einen Ofen mit dem Charme eines Heim-Krematorium stehen, in dem er im Notfall noch den toten Kanarienvogel einäschern kann. 

Source: http://www.snuut.com/modern-celebrity-house-interior-ideas-ali-wentworth/

Ein Schwedenofen ist eine Beleidigung für das ästhetisch geschulte Auge und für das Wohnambiente verhängnisvoll, denn es gibt absolut gar nichts, dass dieses unsägliche Ungetüm aufwerten könnte. Es ist ein herrschsüchtiges, dominantes Biest, das auf subversive Art und Weise in unsere Wohnstuben eingedrungen ist, uns vorgegaukelt hat, das es unentbehrlich und gemütlich sei und das wir jetzt aus den Köpfen der Eidgenossen nicht mehr tilgen können. Der Schwedenofen hat sich in die Gehirne eingebrannt. Diesem Wahnsinn muss Einhalt geboten werden!

Source: http://www.exalent.com
Nichts gegen die Schweden , aber nur die Engländer wissen, wie man einen schönen Kamin baut. Und ich spreche nicht von den gefakten Flammenwerfern, die in jeder englischen Mietwohnung stehen, sondern von den erhabenen, grosszügigen Kaminen in englischen Herrenhäusern mit kunstvoll verzierten Kaminumrandungen. Meines Erachtens sollte ein Kamin so hoch sein, dass sich ein erwachsener Mann im Stehen mit einem Glas Whiskey in der Hand daran lehnen kann, während er ins Feuer schauend den Tag Revue passieren lässt - und so breit, dass auch der irische Wolfshund noch in voller Länge davor Platz findet. Wer sich das nicht leisten kann, den Platz nicht hat oder nicht weiss, wie gross ein irischer Wolfshund ist, der sollte komplett auf eine Inhouse-Feuerstelle verzichten und stattdessen die Bodenheizung aufdrehen bis die schwedischen Gardinen Feuer fangen.

Source: http://whaleheadking.blogspot.ch/2011_01_01_archive.html
Irischer Wolfshund mit Herrchen
Source: http://www.irishwolfhounds.org/coursing.htm
 


  

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