Sonntag, 31. März 2013

Österliche Abendstimmung



Von drauss’ vom Walde komm ich her; Ich muss euch sagen, mich friert es sehr! Mit kalten Pfoten und klammem Schwänzchen kämpfte sich der Osterhase heute durch die Gärten. Weder Mütter noch Väter hatten die Musse in frostigen Gebüschen und feuchtem Rasen Osternester zu verstecken. Kein Kind wollte bei diesem Wetter dort hinaus. Und so hüpfte ein niedergeschlagener Hase mit hängenden Löffeln von Haus zu Haus und deponierte die Schokohasen und Ostereier in den Briefkästen neben den Sonntagszeitungen. Ein Osterhase, der etwas auf sich hält, hat eben auch in meteorologischen Krisenzeiten immer eine pragmatische Lösung parat. Zu später Stunde nun, sitzt er mit den Hühnern vor dem Kamin, hört Sunshine Reggae und hofft echt auf bessere Zeiten!

Österliche Abendstimmung im Rehblick.

Sonntag, 24. März 2013

Osterfreuden



Wir leben in einer aufregenden Zeit, in der wild um den goldenen Hasen getanzt wird, und in der sich gleich zwei Päpste mit Urbi, Orbi und Vatileaks beschäftigen. Ersteres gab es schon einmal und zwar lange bevor Ostern überhaupt erfunden wurde, weswegen es sich wohl auch um ein Kalb gehandelt haben dürfte. Hätte es damals schon den Kakao-Bauern Lindt und sein Bruder Sprüngli gegeben, dann wäre mit Bestimmtheit ein güldenes Karnickel im Zentrum der Hysterie gestanden, welches höchstens noch von einem Bären hätte getoppt werden können. Zweifelsfrei wäre dies allerdings vom Propheten Haribo verhindert worden, der zwar Gott huldigte, aber ganz ohne Schalk auskam. Zweites trug sich zuletzt im 14. Jahrhundert zu, als sich der modebewusst Papst Gregor wegen der hübschen, roten Schuhe dazu entschloss, seinen Sitz in die Fashion Metropole Rom zu verlegen. Damit zog er den Zorn des heiligen Y. S. Laurents auf sich, der flugs eine Designer-Lobby gründete und sich seinen eigenen Papst in Avignon zu Recht schneiderte. Der Kreis hat sich geschlossen. Männer in weissen Kleidern binden goldenen Hasen Glöckchen um den Hals. 


Es ist also wieder Osterzeit, meine Damen und Herren. In den Geschäften wird kiloweise Schokolade in Hasen- und Eier-Form feil geboten und Zuckerspiegeleier sind der Verkaufsschlager schlechthin. Die Zahnärzte reiben sich die Hände, während sie scheinheilig vor übermässigem Zuckergenuss warnen. Die Ernährungsberaterinnen schlagen Alarm und weisen mit erhobenem, dürren Zeigefinger darauf hin, dass übertriebene, österliche Essenszufuhr gesundheitsschädigend sei und mit Langzeit-hüftspeck gerechnet werden müsse. Die Priester rufen in Erinnerung, dass Völlerei schon immer eine Sünde war und die Schönheits-Chirurgen wetzen die Messer. Im Angesicht der allgegenwärtigen Versuchung hat solch apokalyptische Schwarzmalerei schon manchen Genussmenschen an den Rand der Verzweiflung gebracht und vor der Sprüngli-Uhr am Tramkreuz die Hände gegen den Himmel erheben lassen mit den Worten: Mein Truffe du Jour, warum hast du mich verlassen!



Erfüllend und freudig Ostern feiern ist eine Sache des Mutes sich den Mainstream-Verhaltensregeln zu widersetzen. Mass halten war gestern, heute ist geniessen angesagt, bis die Hosenknöpfe platzen. Wer will, kann dazu auch noch das eine oder andere Gebet sprechen.  Immerhin handelt es sich um die Passion, was für den Betroffenen nun wirklich kein Spaziergang war, weshalb wir unserer späten Bewunderung durchaus mit viel Wein, Champagner und verdauungsförderndem Grappa Ausdruck geben dürfen. Leidenschaft ist eine Tugend und österliche Schmausereien inklusive grossräumiger Schokoladenvertilgung und weitverbreiteter Eierverehrung ist eine schöne Art, sich auf den bevorstehenden Frühling einzustimmen. Denn bald schon folgt die Badehosen-Diät-Saison, die den hemmungslosen Ausschweifungen ganz von selbst den Garaus macht. 


Es gibt also keinen Grund, sich nicht komplett den Schoggihasen-Reizen und Osterkuchen-Verlockungen zu unterwerfen. Denn nur wer sich ganz und gar seiner Passion hinzugeben weiss, der kann eines Tages in roten Schuhen durch den Garten Eden wandeln, die Glöckchen läuten hören und sich nicht darüber wundern, warum der liebe Gott innen hohl und aussen Schokobraun ist.


Alle Fotos aufgenommen im Garten Eden,
Innendekorationen & Blumen, Hafnerstrasse 7, 8005 Zürich




 Alle Fotos Copyright by Landhaus Diva

Sonntag, 17. März 2013

Landhaus Diva Portrait - La Lupa



Erfolg ist, wenn ich den Leuten ins Herz spreche

La Lupa hat ein neues Zuhause. Und zwar im Herzen von Zürich mit einem wunderbaren Blick auf die Kirche Enge noch dazu. Aber wer ist eigentlich La Lupa? „Ich bin jemand, der versucht immer sich selbst zu sein. Gesellschaftliche Zwänge spielen für mich keine Rolle. Was mir wichtig ist, sind die Beziehungen zu den mir nahestehenden Menschen und das Wohlbefinden meiner Seele.“ Sie sagt es mit einem Lächeln auf den feuerroten Lippen. Die Lippen, aber auch ihre ebenso roten Haare, ihre fröhlich bunten Kleider und ihre einzigartigen Hüte sind seit Jahren ihr Erkennungszeichen. In Zürich kennt und liebt man La Lupa. 

La Lupa
 
Eigentlich kommt Lupa aus dem Tessin und dass sie vor vielen Jahren nach Zürich kam, ist einerseits einem glücklichen und andererseits einem tragischen Umstand zu verdanken. Damals war sie verlobt mit einem Automechaniker aus dem Bündnerland. Zusammen wollten sie nach Zürich. Ein Zimmer hatten sie schon auf sicher in der grossen Stadt und als Lupa auch noch die Zusage auf eine Stelle bei der ZKB bekam, schien das Glück perfekt. Doch es sollte anders kommen. Auf dem Weg zu seiner Verlobten, kam der junge Mann auf dem Gotthard bei einem Autounfall ums Leben. Für Lupa brach eine Welt zusammen. 

Am Esstisch im Wohnzimmer geniesst und arbeitet La Lupa.

Ihre Stelle in Zürich trat sie trotzdem an. Sie hatten sich das gemeinsam vorgenommen und für Lupa gab es kein Zurück mehr. Bei der ZKB, wo sie als kaufmännische Angestellte arbeitete, lernte sie ihren heutigen Mann kennen und lieben. Sie nennt ihn noch heute - nach 43 Jahren Ehe - zärtlich Lüp, das Tessiner Wort für Lupo. Dass das Schicksal sie mit schmerzendem Herzen nach Zürich gebracht hat, betrachtet sie heute als Vorhersehung. Sie lebt ein liebevolles, spannendes und phantasievolles Leben. Sie ist erfüllt mit Schaffensdrang. Sie hat neue Ideen, die sie regelmässig in ausdruckstarken und kraftvollen Bühnenprogrammen umsetzt.

Vogelhut aus einer früheren Produktion.

Die Zeiten auf der Bank sind schon sehr lange vorbei. Lupa singt. Sie muss singen. Einmal im Jahr stieg sie lange Zeit dafür sogar auf den Kirchturm des Grossmünsters, um in der Karwoche ein Lamento zu singen. Ein Klagelied. Ihre unvergleichliche Stimme schallte dabei über die Altstadt und das Leben hielt einen Moment lang inne und lauschte. Auch in ihren Performances singt Lupa, aber ebenso zitiert sie Texte und Gedichte, die sich alle um ein von ihr ausgewähltes Thema drehen. Und wenn sich einmal eine Idee in ihrem Kopf festgesetzt hat, dann gibt es kein Entrinnen mehr. Dann muss sie dieser inneren Stimme folgen. Täte sie es nicht, würde sie diese ureigene Inspiration irgendwann verlieren. Davon ist sie überzeugt. Ausserdem weiss sie, dass man eine Idee sofort umsetzen muss, sonst geht der Schwung verloren oder jemand anderer greift sie auf. Und so setzt sich Lupa dann hin, recherchiert, liest Bücher, sucht sich in vielen Stunden alles Material zusammen, um nach intensiver Auseinandersetzung mit dem Stoff ein profundes Programm zusammen zu haben.

La Lupas Kleider - alle Farben dieser Welt.

Ihre Produktionen sind keine leichte Kost. Sie sind behutsam, tiefgründig, philosophisch aber gleichzeitig schonungslos und auch mal streng. Dabei ging es schon um Glocken, Glück oder um Mütter. Dieses Jahr geht es um Farben. Ein grosses Thema in Lupas Dasein. Schwarz, sagt sie, trage sie nie. Was sie trägt, ist immer bunt. Die Farben sind allerdings aufeinander abgestimmt. Immer. Das ist wichtig. Dabei muss alles stimmen. Der Hut, das Kleid, die Strümpfe, der Schal, die Schuhe, die Tasche. Nichts anderes kann man von einer Lady erwarten. Dass sie mit ihrem extravaganten Look auf der Strasse auffällt, weiss sie wohl, aber es stört sie nicht. „Es war mir schon immer egal, was die anderen Leute denken“. sagt sie mit einem schalkhaften Lächeln. 

Ein kleiner Teil ihrer 200 Hüte.
 
Lupas Hüte übrigens, sind der Hingucker schlechthin. Sie werden alle von der Modistin Sonja Rieser entworfen und hergestellt. Als Lupa in ihre neue Wohnung gezogen ist, musste sie Platz für 200 Hüte finden. Keine einfache Aufgabe, denn sie mag keine überladenen Räume. So sind denn auch die Zimmer in Lupas Zuhause mit wenigen, ausgesuchten Möbeln und Kunstgegenständen eingerichtet, damit genügend Platz bleibt, um ihre Gedanken schweifen zu lassen. Sie hat beschlossen, keine Bilder mehr aufzuhängen. Bilder seien wie Menschen, die einem stets ansähen, und man müsse sich mit ihnen auseinandersetzen. Dazu hat sie keine Lust. Anstelle von Gemälden sind im Wohnzimmer Glastablare mit Muranogläsern geplant, die sie jahrelang gesammelt hat. 

Kissen auf der Liege im Wohnzimmer.

So sorgfältig sie ihre Garderobe zusammenstellt, so minutiös ist auch jeder Stuhl, jedes Kissen oder jedes Objekt in ihrer Wohnung platziert. Nichts steht zufällig irgendwo. Alles wurde mehrmals umgestellt, bis es endlich den perfekten Platz gefunden hat. Lüp, ihr Mann, darf auch mitreden, aber jeder hat seinen eigenen Zuständigkeitsbereich. Er durfte das Büro einrichten, sie den Rest. Manchmal sind sie sich nicht einig und es gibt Unstimmigkeiten, aber die dauern nie lange. Zehn Minuten sei das höchste der Gefühle. Danach trinke man zusammen einen Tee und alles sei wieder in Ordnung. Nach dem Kitt gefragt, der sie beide all diese Jahr zusammenhält, denkt Lupa eine Weile nach und antwortet dann: „Man muss sich gegenseitig in Ruhe lassen.“ 

Teile aus La Lupa's Murano Glas Sammlung
 
Als sie mir ihre Wohnung zeigt, ich in die Schränke schauen darf, sie ihre Hutsammlung präsentiert, die fantastischen Kleider heraus zieht, wird mir klar, was es ist, das die Anziehungskraft von La Lupa ausmacht: Ihre aussergewöhnliche Präsenz, ihre absolute Authentizität und ihre tosende Leidenschaft. Auf die Frage, was Erfolg für sie bedeutet, erklärt sie: „Dass ich das tun kann, was ich liebe und dass ich mit meinem Schaffen den Leuten ins Herz spreche.“ 


La Lupas orientalisch anmutendes Schlafzimmer.

Das Entree - natürlich mit Hut.

Eine Skulptur von Hannes Bossert.

Alle Fotos Copyright by Landhaus Diva.


Dienstag, 5. März 2013

Die gelbe Gefahr



Vor Ostern hat diese Farbe Hochsaison. Gelb. Wohin das Auge reicht. Gerade sind wir wieder im Stadium der allgegenwärtigen Frühlingsgefühle, die offenbar durch Anreichern von Schaufensterauslagen und Frühstückstischen mit Zitronengelb, den herannahenden, österlichen Klimax noch verstärken soll. Zusammen mit den flankierenden Entzückungs-Beschleunigern Apfel-Grün und Aprikosen-Orange scheint das dekorative Leben in Helvetiens Stuben vor der grossen Schoggihasen-Sause ein einziger, fröhlicher Eierlikör-Taumel zu sein. In diesem Ausnahmezustand kennt Gelb keinerlei Grenzen. Arglose Hasen, Enten, Gänse, Schafe, Hühner und Singvögel infizieren sich damit. Erbarmungslos greift es auch Tischdecken, Servietten, Frühstücksgeschirr, Blumentöpfe und sogar hilflose Vorhänge an. Nicht mal Lebensmittel sind vor Überfällen geschützt. Kuchen, Petit-Fours, Cupcakes, Plätzchen. Alles gelb. Und wenn es schon nicht gelb ist, dann hat es zumindest Osterglockenmuster aufzuweisen, sonst scheint die Gefahr zu bestehen, dass der Frühling vielleicht gar nicht aufwachen will. Und wer würde es ihm in Anbetracht dieser farblichen Missstände auch verdenken?

Source: http://www.bellemaison23.com

Nun ist es ja so, dass so ein Frühling durchaus auch Verständnis für andere, ansprechende Farben aufbringt. Da gäbe es noch Puderrosa, Himmelblau oder Stets-Perfektes-Weiss. Alles dezente und ehrbare Couleurs, die in vernünftigen Dosen angewendet, angenehm den Lenz unterstützen und trotzdem beim Ansehen weder quietschen noch glucksen. Immerhin sind in der Tierwelt auch nur Küken und Kanarienvögel wirklich gelb. Alle anderen oben genannten Kreaturen weisen im richtigen Leben eine gedeckte und doch stilvolle Farbpalette auf. Wer sich also keine echten Küken ins Wohnzimmer holen möchte, sollte sich auf frische Narzissen und ein paar gefärbte Eier beschränken, denn zu viel dieser vermeintlich Fröhlichkeit stimulierenden Farben gepaart mit grünen Strohhasen auf dem Klo und Kopfkissenbezügen mit lustigen, orangenen Hühnern hat schon manchen Ehemann ins Liebes-Exil getrieben. 

Source: http://www.bellemaison23.com

Das Drama des Frühlings-Gelbes setzt sich erschreckenderweise gegen Ende des Sommers in Form des Sonnenblumenwahns fort. Wo im April Narzissen prangten, verfolgen uns im August diese allseits beliebten, Möchtegern-Flower-Power-Revival Korbblütler. Die eidgenössischen Balkone, Terrassen und Wintergärten sind mit diesen zumeist unförmigen und riesigen Blumen vollgestopft. Sie siechen in Blumentöpfen mehr schlecht als recht dahin, werden in zu kleine Vasen gepfercht und finden sich auf jedem Sitzkissen in Gartenrestaurants von Dürrenäsch bis Vico Morcote wieder. Wer im Sommer seiner Liebsten ein wirklich hochromantisches Geschenk machen will, der bringt gerne mal eine einzelne Sonnenblume mit. Ich weiss nicht in welchem Film das vorkam, aber es muss einfach mal gesagt sein: Sonnenblumen mögen für die Speiseölgewinnung geeignet sein, aber um eine Lady rumzukriegen, braucht es immer noch rote Rosen. Der lateinische Name dieses gelben Ungetüms ist übrigens Helianthus annuus und wen wundert es da, dass sich Van Gogh deswegen ein Ohr abgeschnitten hat.

Source: http://www.trendey.com

Natürlich ist Gelb eine durchaus respektable und ernstzunehmende Farbe, die das ganze Jahr über Freude bereiten kann. Es braucht nur das richtige Mass an Zurückhaltung im Umgang mit ihr und schon wird sie zutraulich und darf dann auch aufs Sofa. Ein Kissen hier, eine Lampe dort, ein Blickfang am rechten Ort in dieser überraschend dramatischen Farbe können im Handumdrehen aus einem durchschnittlichen Wohnzimmer einen aufregenden Salon machen. Es ist immer das Weniger, welches das Mehr hervorbringt. Die gelbe Gefahr ist in Wirklichkeit eine atemberaubende, wohlproportionierte Diva. Und eine Diva braucht Platz, um sich zu entfalten und im Notfall einen Schluck Eierlikör.

Source: http://www.bellemaison23.com

Source: http://www.bellemaison23.com
Source: http://www.trendey.com