Sonntag, 24. März 2013

Osterfreuden



Wir leben in einer aufregenden Zeit, in der wild um den goldenen Hasen getanzt wird, und in der sich gleich zwei Päpste mit Urbi, Orbi und Vatileaks beschäftigen. Ersteres gab es schon einmal und zwar lange bevor Ostern überhaupt erfunden wurde, weswegen es sich wohl auch um ein Kalb gehandelt haben dürfte. Hätte es damals schon den Kakao-Bauern Lindt und sein Bruder Sprüngli gegeben, dann wäre mit Bestimmtheit ein güldenes Karnickel im Zentrum der Hysterie gestanden, welches höchstens noch von einem Bären hätte getoppt werden können. Zweifelsfrei wäre dies allerdings vom Propheten Haribo verhindert worden, der zwar Gott huldigte, aber ganz ohne Schalk auskam. Zweites trug sich zuletzt im 14. Jahrhundert zu, als sich der modebewusst Papst Gregor wegen der hübschen, roten Schuhe dazu entschloss, seinen Sitz in die Fashion Metropole Rom zu verlegen. Damit zog er den Zorn des heiligen Y. S. Laurents auf sich, der flugs eine Designer-Lobby gründete und sich seinen eigenen Papst in Avignon zu Recht schneiderte. Der Kreis hat sich geschlossen. Männer in weissen Kleidern binden goldenen Hasen Glöckchen um den Hals. 


Es ist also wieder Osterzeit, meine Damen und Herren. In den Geschäften wird kiloweise Schokolade in Hasen- und Eier-Form feil geboten und Zuckerspiegeleier sind der Verkaufsschlager schlechthin. Die Zahnärzte reiben sich die Hände, während sie scheinheilig vor übermässigem Zuckergenuss warnen. Die Ernährungsberaterinnen schlagen Alarm und weisen mit erhobenem, dürren Zeigefinger darauf hin, dass übertriebene, österliche Essenszufuhr gesundheitsschädigend sei und mit Langzeit-hüftspeck gerechnet werden müsse. Die Priester rufen in Erinnerung, dass Völlerei schon immer eine Sünde war und die Schönheits-Chirurgen wetzen die Messer. Im Angesicht der allgegenwärtigen Versuchung hat solch apokalyptische Schwarzmalerei schon manchen Genussmenschen an den Rand der Verzweiflung gebracht und vor der Sprüngli-Uhr am Tramkreuz die Hände gegen den Himmel erheben lassen mit den Worten: Mein Truffe du Jour, warum hast du mich verlassen!



Erfüllend und freudig Ostern feiern ist eine Sache des Mutes sich den Mainstream-Verhaltensregeln zu widersetzen. Mass halten war gestern, heute ist geniessen angesagt, bis die Hosenknöpfe platzen. Wer will, kann dazu auch noch das eine oder andere Gebet sprechen.  Immerhin handelt es sich um die Passion, was für den Betroffenen nun wirklich kein Spaziergang war, weshalb wir unserer späten Bewunderung durchaus mit viel Wein, Champagner und verdauungsförderndem Grappa Ausdruck geben dürfen. Leidenschaft ist eine Tugend und österliche Schmausereien inklusive grossräumiger Schokoladenvertilgung und weitverbreiteter Eierverehrung ist eine schöne Art, sich auf den bevorstehenden Frühling einzustimmen. Denn bald schon folgt die Badehosen-Diät-Saison, die den hemmungslosen Ausschweifungen ganz von selbst den Garaus macht. 


Es gibt also keinen Grund, sich nicht komplett den Schoggihasen-Reizen und Osterkuchen-Verlockungen zu unterwerfen. Denn nur wer sich ganz und gar seiner Passion hinzugeben weiss, der kann eines Tages in roten Schuhen durch den Garten Eden wandeln, die Glöckchen läuten hören und sich nicht darüber wundern, warum der liebe Gott innen hohl und aussen Schokobraun ist.


Alle Fotos aufgenommen im Garten Eden,
Innendekorationen & Blumen, Hafnerstrasse 7, 8005 Zürich




 Alle Fotos Copyright by Landhaus Diva

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