Wir leben in einer aufregenden
Zeit, in der wild um den goldenen Hasen getanzt wird, und in der sich gleich zwei
Päpste mit Urbi, Orbi und Vatileaks beschäftigen. Ersteres gab es schon einmal
und zwar lange bevor Ostern überhaupt erfunden wurde, weswegen es sich wohl
auch um ein Kalb gehandelt haben dürfte. Hätte es damals schon den Kakao-Bauern
Lindt und sein Bruder Sprüngli gegeben, dann wäre mit Bestimmtheit ein güldenes
Karnickel im Zentrum der Hysterie gestanden, welches höchstens noch von einem
Bären hätte getoppt werden können. Zweifelsfrei wäre dies allerdings vom Propheten
Haribo verhindert worden, der zwar Gott huldigte, aber ganz ohne Schalk auskam.
Zweites trug sich zuletzt im 14. Jahrhundert zu, als sich der modebewusst Papst
Gregor wegen der hübschen, roten Schuhe dazu entschloss, seinen Sitz in die
Fashion Metropole Rom zu verlegen. Damit zog er den Zorn des heiligen Y. S.
Laurents auf sich, der flugs eine Designer-Lobby gründete und sich seinen
eigenen Papst in Avignon zu Recht schneiderte. Der Kreis hat sich geschlossen.
Männer in weissen Kleidern binden goldenen Hasen Glöckchen um den Hals.
Es ist also wieder
Osterzeit, meine Damen und Herren. In den Geschäften wird kiloweise Schokolade
in Hasen- und Eier-Form feil geboten und Zuckerspiegeleier sind der
Verkaufsschlager schlechthin. Die Zahnärzte reiben sich die Hände, während sie
scheinheilig vor übermässigem Zuckergenuss warnen. Die Ernährungsberaterinnen
schlagen Alarm und weisen mit erhobenem, dürren Zeigefinger darauf hin, dass
übertriebene, österliche Essenszufuhr gesundheitsschädigend sei und mit
Langzeit-hüftspeck gerechnet werden müsse. Die Priester rufen in Erinnerung,
dass Völlerei schon immer eine Sünde war und die Schönheits-Chirurgen wetzen
die Messer. Im Angesicht der allgegenwärtigen Versuchung hat solch apokalyptische
Schwarzmalerei schon manchen Genussmenschen an den Rand der Verzweiflung
gebracht und vor der Sprüngli-Uhr am Tramkreuz die Hände gegen den Himmel
erheben lassen mit den Worten: Mein Truffe du Jour, warum hast du mich
verlassen!
Erfüllend und freudig Ostern
feiern ist eine Sache des Mutes sich den Mainstream-Verhaltensregeln zu widersetzen.
Mass halten war gestern, heute ist geniessen angesagt, bis die Hosenknöpfe
platzen. Wer will, kann dazu auch noch das eine oder andere Gebet
sprechen. Immerhin handelt es sich um
die Passion, was für den Betroffenen nun wirklich kein Spaziergang war, weshalb
wir unserer späten Bewunderung durchaus mit viel Wein, Champagner und
verdauungsförderndem Grappa Ausdruck geben dürfen. Leidenschaft ist eine Tugend
und österliche Schmausereien inklusive grossräumiger Schokoladenvertilgung und
weitverbreiteter Eierverehrung ist eine schöne Art, sich auf den bevorstehenden
Frühling einzustimmen. Denn bald schon folgt die Badehosen-Diät-Saison, die den
hemmungslosen Ausschweifungen ganz von selbst den Garaus macht.
Es gibt also keinen Grund,
sich nicht komplett den Schoggihasen-Reizen und Osterkuchen-Verlockungen zu
unterwerfen. Denn nur wer sich ganz und gar seiner Passion hinzugeben weiss,
der kann eines Tages in roten Schuhen durch den Garten Eden wandeln, die
Glöckchen läuten hören und sich nicht darüber wundern, warum der liebe Gott
innen hohl und aussen Schokobraun ist.
Alle Fotos aufgenommen im Garten Eden,
Innendekorationen & Blumen, Hafnerstrasse 7, 8005 Zürich
Alle Fotos Copyright by Landhaus Diva
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