Donnerstag, 12. Januar 2012

Schöne Worte Teil 2: Locations mit Esprit

Natürlich kann man sich aufregen über hochgestochene Redensarten, die gerne schon mal als Schaumschlägerei bezeichnet werden. Intellektuell gesehen ist es auch überhaupt nicht nötig, andere Bezeichnungen als unmissverständlich deutsche für ganz alltägliche Plätze und Räumlichkeiten zu verwenden. Zwar kann man das eigene Zuhause als Hütte oder gar Bruchbude bezeichnen. Aber wer will denn schon solch garstige Worte hören. Das Leben ist doch wirklich schon schwer genug. Erquickender ist es, sich dem schöngeistigen Wandeln durch vielerlei Hallen und Salons hinzugeben und mit verklärtem Blick sanfte Worte für Orte, Plätze und Treffpunkte zu verwenden. Lieber Haute Volée im Vestibül als gar kein Geld, meine Damen und Herren.

Vestibül Schloss Bernrath
Vestibül
Dieser Ausdruck bezieht sich auf die Eingangshalle und diese wiederum ist vielerorts zu finden. Was für ein Glück! Man kann übrigens auch ganz frech seinen Hauseingang so bezeichnen. Man muss es nur tun. Diesen augenscheinlich konspirativen Treffpunkt sollten Sie unbedingt beim ersten Rendez-vous einbringen. Wenn Sie sich zum Kinobesuch verabredet haben, dann richten Sie aus, dass Sie sich im Vestibül treffen werden. WennIhr Herzbube zehn Minuten über der Zeit verzweifelt mit dem Handy anruft um mitzuteilen, dass er beim besten Willen den Westflügel nicht finden kann, dann parieren Sie bitte mit den Worten: Es hätte eine Romanze werden können, doch offensichtlich scheitert sie bereits am V-Punkt. Ich bin untröstlich!


Beletage
Die ist immer dort, wo die Herrschaft wohnt. Meistens im Obergeschoss. Nie im Parterre. Obwohl man von solchen Kinkerlitzchen in der Neuzeit auch mal absehen kann. Heute ist die Beletage dort, wo die Musik spielt, sprich die Landhaus Diva wohnt. Laden Sie Ihre Freunde zum Tee in die Beletage Ihres Stadtpalais ein. Sie werden überrascht sein, welche Mühe sich Ihre Gäste geben, um dem Anlass gerecht zu werden. Adrett ausstaffierte und manierliche Gesellschaften sind ein Genuss. Seien Sie bereit, nebst Petit Fours und Earl Gray auch Champagner oder Sherry zu reichen, und schon wird aus einem gewöhnlichen Kaffeeklatsch eine nachmittägliche Lustbarkeit. 

Christina Aguilera's Boudoir
Boudoir
Was heute einen leicht anrüchigen Klang hat, war früher der Raum, in den sich die Dame des Hauses zurückzog. Später wurde auch das Ankleidezimmer so bezeichnet. Das Boudoir rollt aber so schön auf der Zunge und sollte verbal durchaus öfter verwendet werden. Auch wenn kein Ankleidezimmer vorhanden ist, so kann doch eine Lady heute von diesem fantastischen Ausdruck gebrauch machen, um sich Besuchern zu entledigen, die ihre Gastfreundschaft bereits überstrapaziert haben. Niemand wird es ihr übel nehmen, wenn sie seufzend erklärt: Ich fürchte es ist jetzt Zeit, dass ich mich in mein Boudoir zurück ziehe.  

Schönen Worten kann keiner widerstehen. Wenn sie auch nur Blendwerk sind, so sind sie doch genau so verführerisch wie eine Tarte au Chocolat und genau so süss. Dass sie so selten Verwendung finden macht sie und den, der sie ausspricht, umso attraktiver. Gehen Sie also nie ohne ein paar schöne Worte aus dem Haus.

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