Freitag, 5. Oktober 2012

Tür-Falle



Türen sind wichtig. Türen haben Charakter und Stil. Oder auch nicht. Sie sind der erste Eindruck und der letzte. Sie bringen Erlösung oder Furcht - je nachdem, was sich dahinter verbirgt. Vor ihnen wird gezögert, inne gehalten, der Rock zurechtgezupft, das Lächeln aufgesetzt und nicht selten wird mit ihnen direkt ins Haus gefallen. Türen sind der Anfang und das Ende von allem. Ähnlich wie das Alpha und das Omega. Sowohl oben wie auch unten.

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Oben steht Petrus mit dem Schlüssel zur sagenumwobenen Himmelspforte. Neidlos muss man zugeben, dass dies wohl die wichtigste Tür der christlichen Welt sein dürfte. Sie muss gross sein und eisern und schwer und ornamentiert. Sie ist so eindrucksvoll, dass jeder erblassen dürfte vor lauter Ehrfurcht. Und was liegt davor? Eine Fussmatte mit der Aufschrift „Wir kaufen nix!“ während am Tor ein Kranz mit verstaubten Trockenblumen hängt aus dem zwei putzige Gartenzwerge hervorlugen und auf den reuigen Sünder herunter gaffen. Ein gelungenes Empfangskomitee. 

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Wie im Himmel, so auf Erden. Der trashige Deko-Terror geht in den irdischen Stiegenhäusern seit langem um. In manchen Mehrfamilienhäusern kann man von Fussmatte zu Fussmatte hüpfen ohne den Boden zu berühren, wobei sich die Matten gegenseitig überbieten mit quietschfidelen Sprüchen oder niedlichen Tierfamilien im Gänsemarsch Das Bild wird abgerundet mit saisonalen Scheusslichkeiten rund ums Guckloch, wobei einige Türspione das Pech haben, seit Jahren vom gleichen, selbstgebastelten Strohkranz mit Plastiktrauben umgeben zu sein. Und obwohl an jeder zweiten Türe ein laubgesägtes Welcome-Schild hängt, kann man nicht davon ausgehen, dass die Bewohner das auch so meinen, geschweige denn überhaupt in fremden Zungen sprechen können. Man sollte dem Treppenhaus-Wahn Einhalt gebieten und Türen ganz sich selbst sein lassen. Nüchterne Pforten zu geheimnisvollen Welten. Solange man davor steht, besteht immer noch die Hoffnung auf grosse Begegnungen. Es reicht ja, dass diese Erwartungen den Bach runter gehen, wenn die Türen erst geöffnet werden.

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Was dem Hochhausbewohner der Fussabstreifer, das ist dem Reihenhäusler die Eingangstüre: Ein armseliger Versuch, sich ein Stück vermeintliche Individualität zu bewahren. Da gibt es neongelbe Kunststoffeingänge mit im Halbkreis angeordneten, dreieckigen Milchglasfenstern, es gibt Hochglanz- Stahltüren inklusive futuristischer Raumschiff Enterprise Landebahn, auf faux-art-deco getrimmte Aluminium-Portale mit schräg absteigenden Inlays oder geometrische Meisterwerke mit Gucklöchern in Helixform und tiefergelegten Klinken. Vor diesen unfassbar originellen Türen hängt gerne ein Dach aus grünem Pressglas, welches gerade so gross ist, dass dem Gast bei Regen das Wasser den Rücken herunter läuft, während er die raffiniert verdeckte Klingel sucht. 

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Richtige Türen müssen anmutig und verheissungsvoll sein. Das Schloss robust, aber einhändig zu bedienen. Die Klinke soll auf den ersten Blick ersichtlich sein und es wäre gut, wenn sich die Klingel vom Lichtschalter unterscheiden würde. Die Fussmatte ist bevorzugt spruch- und bilderlos. Die Gartenzwerge stehen ordentlich Spalier. Das Vordach muss eine vierköpfige Familie vor Wind und Wetter schützen und wenn Gäste angekündigt sind, würde es von echter Galanterie zeugen, wenn das Aussenlicht bereits brennt, wenn sie ankommen. So sieht ein Eingang mit Potential aus.

Natürlich hat Petrus weder Vorleger noch Gnome vor seinem Oberstübchen. Ihm reicht ein einfaches, goldenes Schild "Members Only" und ein Pfeil mit der Aufschrift "Zum Fumoir nehmen sie bitte die Rolltreppe: Inferno, Kreis 9".

Source: http://dishfunctionaldesigns.blogspot.no

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